1975: Bad Westernkotten als Heilbad jetzt auch staatlich anerkannt

Aus: o. V.: Der Patriot vom 26.3.1975

Bedeutsame Entscheidung für Entwicklung / Minister Figgen überbrachte Urkunde

Nach dem Festakt zur Verleihung der staatlichen Anerkennung für Bad Westernkotten: Werner Figgen und die Gäste des Heilbades bei einem Rundgang durch die Kuranlagen.

Bad Westernkotten (by). Nach dem um einiges jüngeren Nachbarheilbad Waldliesborn, das mit diesen Ehren bereits Ende letzten Jahres versehen wurde, erhielt auch Bad Westernkotten gestern im Beisein des zuständigen NRW-Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Werner Figgen, und zahlreicher Vertreter des öffentlichen Lebens die Urkunde über seine staatliche Anerkennung als Heilbad. Mit der Verleihung, an die eine Reihe von Voraussetzungen geknüpft war, ergeben sich für die Zukunft des Heilbades zugleich zahlreiche Auflagen, deren Erfüllung, wie die Rats- und Verwaltungsbeauftragten, Rasche und Reichmann, versprachen, der Stadt Erwitte als dem neuen „Hausherrn“ in Bad Westernkotten, „Herzenssache“ sein.

Ratsbeauftragter Hans Rasche, der zu Beginn eines kleinen Festaktes im neuen Kurheim Mühlenstraße die vielen Ehrengäste und Gesellschafter der Kurbad Westernkotten GmbH begrüßte, schätzte sich glücklich über den förmlichen Erlass der Landesregierung, mit dem die Anerkennung als Heilbad „amtlich“ ausgesprochen wird. Das Bad habe schon seit langem auf diesen Akt der Anerkennung gewartet, der die seit Jahren erfreuliche Entwicklung des Bades auch nach außen dokumentiere. Das Heilbad verfüge heute, so sagte er, über rund 700 Betten und werde seine Kapazität nach dem bereits laufenden ständigen Ausbau um jährlich weitere rund 100 Betten bis auf eine Kapazität von etwa 1500 Betten ausbauen. Die nötigen Kureinrichtungen für diesen Ausbaustand seien bereits heute weitgehend vorhanden.

„Gute Stube des Kreises“

Unter Beifall stellte der Ratsbeauftragte weiter fest, dass das Heilbad für den „alten“ Kreis Lippstadt auch stets als „gute Stube“ gegolten und sich vor allem als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung erheblichen Zuspruchs er freut habe. Man dürfe hoffen, dass es sich in Zukunft auch im neuen Großkreis diesen Titel verdienen werde.

Rasche dankte allen, die positiv und aktiv an dem jetzt abgeschlossenen Anerkennungsverfahren für das Heilbad mitgewirkt haben, und sprach die Hoffnung aus, dass sich Bad Westernkotten, das für eine nützliche bauliche Erweiterung noch viele Möglichkeiten zu bieten habe, in dem bisher eingeschlagenen Weg weiter entwickeln könne.

In guter Tradition

Bevor er dem Verwaltungsbeauftragten Reichmann das umfangreiche Papier des förmlichen Erlasses sowie dem Ratsbeauftragten die Urkunde aushändigte, ging Sozialminister Figgen kurz auf die Bedeutung der westfälischen Heilbäder ein, die sich als „Kleinbäder“ auf eine höchst beachtliche Tradition berufen könnten. Mit dem Wandel der Einstellung der Gesundheit suchenden Menschen, die sich auch in den neuen Urlaubsgewohnheiten unserer Zeit wiederzuspiegeln beginne, habe sich auch die medizinische Auffassung gewandelt. Sie sei heute vorrangig auf Gesundheitsvorsorge und erst dann auf Heilung bedacht. Urlaub werde in diesem Sinne von vielen bereits als jene Freizeit verstanden, die man einsetzen müsse, um sich „vorsorgend aktiv“ für die Erhaltung und Stärkung der Gesundheit zu betätigen. Diese Möglichkeit der Vorsorge könne gerade in den Heilbädern vorzüglich erfüllt werden, was sich auch an der beachtlichen Entwicklung Bad Westernkottens verdeutlichen lasse. – Mit dem Ausruf: „Ihr Erwitter, pflegt mir Westernkotten gut!“ wandte er sich zugleich mit Worten des Dankes an die bisher für dessen Entwicklung verantwortlichen Persönlichkeiten in der selbständigen Gemeinde, im früheren Amt Erwitte und in der Kur Verwaltung, die das Bad soweit vorangebracht hätten.

Auch persönliche Anerkennung

Übereinstimmend werteten Verwaltungsbeauftragter Reichmann und Kurdirektor Gröger die Anerkennung als eine „bedeutsame positive Entscheidung“ deren Auflagen man „so gut und so rasch wie möglich“ erfüllen werde. Kurdirektor Gröger setzte hinzu, er betrachte diesen Akt auch als eine persönliche und menschliche Anerkennung für alle, die sich verantwortlich für die Entwicklung des Bades eingesetzt haben.

Gesundheits- und Sozialminister Werner Figgen überreicht dem Ratsbeauftragten der Stadt Erwitte, Rasche, die Urkunde des Landes über die Anerkennung von Bad Westernkotten als Heilbad. Fotos: by

Annerkennungsurkunde