1952: o. V.: Im Trockental der Pöppelsche . Eine höchst aufschlussreiche Exkursion – Vielseitige Fundergebnisse

in: Der Patriot vom 30.09.1952 [leicht gekürzt von Maria Peters. WM]

Lippstadt, (Eig. Ber.) Die Teilnehmer am westfälischen Naturschutztag führte eine zweite Exkursion zum „Bullerloch“ bei Westernkotten, zum Trockental der Pöppelsche und zu den Salinen von Bad Westernkotten.
(…)
Die Wanderung durch das Trockental der Pöppelsche wurde zu einem wirklichen Erlebnis. – Die Führung hatten Dr. Maasjost, Dr. Runge, W. Lienenkemper, H. Kuhlmann und Bauer Eickmann, Westernkotten, der wie nur wenige neben ihm, ein hervorragender Kenner seiner Heimat am Hellweg ist, übernommen.
Am ersten Ziel, dem „BULLERLOCH“ bei Westernkotten, war es interessant zu erfahren, dass fast alle Städte- und Gemeindebildungen am südlichen Quellhorizont erfolgen, dass ferner die charakteristischen Merkmale der Bodengestaltung des Hellwegraumes so ganz verschieden von denen des Lipperaumes sind. Hier (im Lipperaum) der spezifisch sandige Boden und die nördlich des Flusses aufgewehten Lippedünen, dort fruchtbarer Lößboden mit der schon erwähnten Quelllinie und den landschaftsprägenden Trockentälern.
Eine Fundgrube …
Ein solches Trockental, in dem nur im Winter, zur Schneeschmelze, oder bei plötzlichen Wolkenbrüchen das Wasser von den Haarhängen herunterrauscht (dann allerdings mit einer unheimlichen reißenden Kraft), erschlossen sich die Teilnehmer der Exkursion in einer
zweistündigen Wanderung, die sich für den Naturfreund reich an seltenen Pflanzen und Vögeln zeigte. (Bei den Pflanzen sind sonderlich zu erwähnen der gefranste Enzian sowie die mediterrane Distel „Felsmannstreu“‘; die hier im Tal der Pöppelsche, und zwar südlich des alten Hellweges nach Köln, bereits 1832 als östlichster Standpunkt dieser Distel angegeben wurde.)
In jedem Jahre neu …
Nicht selten waren die Funde von versteinerten Muscheln oder sonstigen Versteinerungen, wie z. B. die eines Seeigels. – Weiter ging die Wanderung durch das zerklüftete Bett der Pöppelsche, wobei man einwandfrei feststellen konnte, dass sich der temporiert
arbeitende Bach, hin und her pendelnd, fast in jedem Jahr ein neues Bett reißt, mit einer Seitenerosion, die sich oftmals durch ihre eigenen Ablagerungen durcharbeitet.
„Die Raubvogelstraße“‘
Der Vogelkundler SÖDING, Gelsenkirchen, der seine intensive Forschungsarbeit speziell auf das obere Pöppelsche-Tal konzentrierte, vertrat die Meinung, dass hier unbedingt eine Raubvogelstraße durchführen müsse, denn selten habe er in den letzten Tagen des
September und Anfang Oktober eine solch imponierende Ansammlung von Raubvögeln an einer anderen Stelle beobachten können. Rot- und Schwarzmilane, die in ganz Westfalen nur noch hier auftretende Wiesenweihe, Bussarde in allen Variäteten, und — wie der
Fund frischen Gewölles bestätigte, – Turmfalken geben sich im Pöppelsche-Tal ein Stelldichein.
„Prachtvoll, das Flugbild der Milane, wenn sie sich im Septemberwind schaukeln“ begeisterte Naturschutzbeauftragter Söding sich und die Exkursionsteilnehmer, man solle endlich einmal gerade in Jägerkreisen darauf achten, dass nicht jeder Raubvogel ein
„Hühnerhabicht‘“, oder wie man hierzulande zu sagen pflegt, ein „Stößer“ sei. Eine genaue Unterscheidung sei im Sinne des Naturschutzes unbedingt erforderlich, ganz davon abgesehen, dass es keine besseren Schädlingsbekämpfer, als die heimischen Raubvögel
gibt, zumal im Pöppelsche-Tal im beginnenden Herbst eine Anzahl an Mäusen auftaucht, so dass sich hier für die Raubvögel ein Schutz und Nahrungsraum auftut.- Endpunkt der Fahrt war eine Besichtigung der Saline Westernkotten und ihrer Salzflora, eine Besichtigung, die ebenso aufschlussreich war.