1950: Bad Westernkotten wird ausgebaut – Voraussichtliche Eröffnung: 1. Mai

o. V. in: Der Patriot vom 21.1.1950

Westernkotten. (Eig. Ber.) Eine über tausend Jahre alte Tradition ist mit dem Restverkauf der Saline Westernkotten zu Ende gegangen. Wie wir bereits berichteten, wurde im September des vergangenen Jahres die an der Bundesstraße 55 gelegene Saline durch eine Lippstädter Bekleidungsfirma erworben. Um die weiteren Besitzungen die Solquelle, die Gradierwerke und 30 Morgen Ackerland wurden dann weitere Verhandlungen gepflogen, die jetzt zum Abschluss gekommen sind.

Dass die Salzgewinnung in Westernkotten eingestellt werden musste, war im Wesentlichen eine Folge der immer stärker werdenden Konkurrenz durch die Salzgewinnungsanlagen in Oberbayern und im Harz. Ferner wurde die gesamte deutsche Salzerzeugung auf den Markt der Westzonen geworfen und bald übersättigt.

Die Preise für Kochsalz stiegen dazu nicht in dem Verhältnis, wie die anderen Verbrauchs- und Konsumartikel. Durch die wirtschaftlichen Verhältnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit war die Entwicklung unübersichtlich und trat erst nach der Währungsreform deutlich zu Tage. Es war nicht mehr möglich, in Westernkotten von einer rentablen Salzgewinnung zu sprechen.

Der Betrieb wurde verringert und zuletzt gänzlich eingestellt. Für die Saline fanden sich Interessenten, ebenso waren Angebote von privater Seite vorhanden, die auf das der Saline gehörende Ackerland reflektierten und 3000 DM für den Morgen boten.

Zum Zweck des Erwerbs der für die Volksgesundheit wichtigen Anlagen des Heilbades schlössen sich die Ämter Störmede Anröchte, Erwitte und die Stadt Geseke zusammen und bildeten eine Interessengruppe. Feder- und verhandlungsführend war die Amtsverwaltung Erwitte, die den größten Anteil der finanziellen Verpflichtungen übernahm- Auch die Provinzialverwaltung in Münster stand dem Projekt des Bades Westernkotten positiv gegenüber und erklärte sich bereit, mit einem Betrag von 150 000 DM, das sind 50 % des Einlagekapitals, sich an der zu gründenden Bade-G. m. b. H. zu beteiligen.

Da die Provinzialverwaltung bereits seit 1945 das ehemalige Wiese‘ sche Bade- und Kurhaus auf die Dauer von dreißig Jahren gepachtet hatte, beschloss sie, die vorhandenen Anlagen zu vergrößern und zu erneuern und für den Badebetrieb zur Verfügung stellen.

Blick in den Ausbau

Wir besuchten die Baustelle und konnten uns davon überzeugen, dass alles getan wird, um den gestellten Termin zum Beginn der nächsten Kursaison, dem 1. Mai, einzuhalten. Zwischen dem Wohnhaus und dem Badehaus entsteht eine große Aufenthalts- und Wandelhalle. Darüber weiden Zimmer für das Personal eingerichtet. Die Baderäume entsprechen den modernsten Anforderungen. Sie sind gekachelt und werden indirekt geheizt. Das alte Kurhaus wird die Wirtschaftsräume und die in Westernkotten wohnenden Kurgäste aufnehmen. Der sich anschließende Garten bietet Gelegenheit zu Spaziergängen. Vorgesehen ist, dass der Badebetrieb das ganze Jahr über durchgeführt wird.

Die Westernkötter Solquelle ist ebenso wie die Quelle in Waldliesborn sehr radio-aktiv und für die Linderung und Heilung rheumatischer Leiden sehr bekannt. In erster Linie sollen die Badeeinrichtungen auch weniger Bemittelten zugutekommen. Man interessiert an den Plänen auch die Krankenkassen, die ggf. einen Teil der Kosten übernehmen würden. So wird in nächster Nähe Lippstadts ein Volksbad zur Verfügung stehen.