1952: o.V. [F.H.]: Am Zehnthof stand ein Rittersitz – Noch wertvolle Funde? – Die Hausmarke auf dem Sandstein

Aus: Der Patriot vom 29.03.1952

Westernkotten. (Eig. Bericht) Eine geschichtliche Erinnerung verbindet, sich mit der heutigen Straßenbezeichnung „Am Zehnthof“. Hier war einst ein Ritter sitz, hier stand das Schloss des Adrian von Ense, Erbgesessener zu Westernkotten und Drost zum Stromberge, der im Jahre 1560 von Bischof Bernhard von Münster Haus und Amt Stromberg erhielt.

Hier in Westernkotten hatten die Herren von Ense ihren freien Burgsitz. Deutlich erkennt man noch, dass dieses ein von breiten Gräben umschlossenes Schloss, eine sog. Wasserburg, gewesen ist. Auch der Platz der früheren Burgkapelle, innerhalb per Gräben, rechts vom Eingang, über die früher dort gelegene Zugbrücke, wird uns von dem heimatkundigen Vorsitzenden des Westernkötter Heimatvereins gezeigt [das war 1952 Heinrich Eickmann, WM, 07.04.2024].

Im Jahre 1622, im Dreißigjährigen Kriege, wurde das Dorf und mit ihm die Burg durch das Gesindel des „Tollen Christian“ zerstört. Wüst wurde das Dorf und die Stätte der Burg, als Zeugen der Ritterzeit blieben nur erhalten Zehnthof und Zehntscheune nachdem sie restlos leergemacht wurden. – Entvölkert wurde das Dorf, so ist es auch wohl zu erklären, dass das Gelände der alten Burg bislang unberührt blieb. Die wenigen Überlebenden und nach dem Grauen des Dreißigjährigen Krieges Zurückkehrenden hatten andere Sorgen. Doch klingt noch heute die Sage von einem verborgenen Schatz im Kellergewölbe der Burg, mit dicken Eisentüren am Eingang verschlossen auf…

Solche und ähnliche Sagen ranken sich fast um jede alte Burg, auch hier dürfte der Schatz nicht mehr vorhanden sein, denn der „Tolle Christian“ mit seinen Horden wird ganze Arbeit geleistet haben. Aber für die Heimatgeschichte wertvolle Funde dürften noch hier unter dem Grase liegen. Einzelgrabungen brachten Kapitelle, ein auf Blech gemaltes Madonnenbild usw. zutage. Als man jedoch in einer Tiefe von etwa 1,20 m auf undurchdringliche Steinplatten stieß, gab man die Grabungen, die übrigens nur unwesentlich waren, auf. War hier das Kellergewölbe der Sage? —

Wir fanden auf dem Burgplatz einen behauenen Sandstein in runder Form, der einem Anhänger als Hemmschuh diente und früher wohl im Säulenportal gestanden haben mag. Der Stein war mit einer Hausmarke versehen und hier genau mit derselben Hausmarke, die man u. a. auch am Portal der Kreuzkirche in Stromberg findet. Dieser Fund interessierte uns als Heimatfreunde natürlich sehr. War doch, wie die „Heimatblätter“ Folge 3/1948, berichten, Adrian von Ense Herr zu Stromberg. Durch Heirat kam der Besitz im 18. Jahrhundert an die Herren von Schade und später die von Papen, die heute noch die Eigentümer sind.

Ohne Zweifel würden hier von berufener Seite geleitete Ausgrabungen noch Wertvolles für die Heimatgeschichte zutage fördern. Es wäre sehr zu wünschen, dass sich diese Stellen mal mit dem alten Rittersitz derer von Westernkotten befassen würden, umso mehr, als sich hier ohne größere Unkosten Ausgrabungen leicht bewerkstelligen lassen.

Einstweilig noch träumt der alte Burgplatz vom Glanze vergangener Zeiten, und der Rasen deckt die Geschichte des allen Schlosses in Westernkotten. Ob hier noch Zeugen früherer Zeiten ans Tageslicht gebracht werden? – Heimatfreunde würden es im Interesse des aufstrebenden Kurortes Westernkotten sehr begrüßen. F H.