1936: o. V: Liederklang über Westernkotten – 1934 wurde der Männergesangverein Westernkotten gegründet – 1936 fand die Fahnenweihe statt

Von Wolfgang Marcus

In: Der Patriot v.18.5.1936

Durch Recherchen in der Tageszeitung „Der Patriot“ fand ich unter dem Datum 18. Mai 1936 folgenden Aufsatz, den ich hier als Word- bzw. PDF-Datei wiedergebe: [1]

Liederklang über Westernkotten- Fahnenweiht des jungen Männergesangvereins.

Westernkotten, 18. Mai 1936. Vor knapp zwei Jahren war in Westernkotten der Bund der Freunde des deutschen Liedes geschlossen worden, der Männergesangverein bildete sich damals, und heute besitzt dieser junge Verein bereits das Zeichen seiner Zusammengehörigkeit und Sängertreue: die Fahne. Ihrer Weihe war der gestrige Sonntag geweiht, zu Ehren dieses Treue-Symbols waren zahlreiche Sangesfreunde aus nah und fern in Westernkotten als liebe Gäste erschienen, und in ehrlicher und liebevoller Teilnahme an diesem schönen Vereinstag nahmen die Westernkötter selbst Anteil am weihevollen Geschehen.

Am Anfange des Ehrentages des Vereins stand der Gottesdienst, der der neuen Fahne das erste Weihewort durch Pfarrer Schreckenberg mit auf den Weg gab. In der Kirche wurde vom Männergesangverein Westernkotten das vom Senior des Vereins, dem alten Sangesbruder Ferdinands geschaffene und von Busch komponierte Lobetagslied, welches seinerzeit bei der 300-Jahrfeier des Lobetags erstaufgeführt worden war, gesungen.

Eine gehaltvolle Morgenfeier vereinte dann die Sänger auf dem Kirchplatz. Zum ersten Mal in unserem Kreis Lippstadt gestaltete hier ein Verein eine Morgenfeier des Liedes, eine Feier, die nicht nur den Chor im Vordergrund sah, sondern deren Lieder die ganze Gemeinschaft der Erlebenden umschlossen und sie alle miteinstimmen ließen in das Trutzlieb vom Rhein und das Treuelied der Westfalen. Im Rahmen dieser schön in sich abgerundeten und sinnvoll ausschwingenden Feier sprach Chormeister H. Busch über das deutsche Lied im nationalsozialistischen Deutschland. Er sprach über die Aufgabe der Vereine in der Sangespflege und vom Dienst aller Sangesfreunde für die Gemeinschaft und deren Hinführung zu den Quellen der Freude und der Kraft.

Der Nachmittag sah dann reges Leben und Treiben in Westernkotten. Immer mehr Gast- und Nachbarvereine waren eingetroffen, sodass der Westernkötter Verein bei Beginn der Nachmittagsfeier 21 Vereine aus der Nachbarschaft mit ihren Fahnen bei sich willkommen heißen konnte. Über ein halbes tausend Sänger marschierte auf dem Kirchplatz auf, um an der Feststunde der Fahnenweihe teilzunehmen. Darüber hinaus war die heimische Dorfeinwohnerschaft versammelt, und viele Besucher aus Lippstadt, aus Erwitte und anderen Orten waren erschienen.

Der Deutsche Sängergruß leitete die Feier der Weihe der neuen Fahne ein. Vereinsführer Franz Mintert hieß namens des Männergesangvereins Westernkotten die Männer der Leitung des Sängerkreises Lippstadt willkommen, begrüßte den Ortsgruppenleiter der NSDAP in Westernkotten und den Bürgermeister des Ortes neben manchen anderen Gästen und all den vielen Sangesbrüdern. Er gab dem Wunsche Ausdruck, dass der Tag so recht ein Sinnbild froher Volksgemeinschaftlichkeit und eine Feier der Liebe zum deutschen Lied und zur deutschen Heimat sein solle.

Nach einem Vorspruch nahm dann Sängerkreisführer Devermann das Wort zur Fahnenweihe. Er stellte als oberste Pflichten der Sängerarbeit den Dienst an der Gemeinschaft und den Kameradschaftssinn heraus. Er freue sich über die verheißungsvolle Entwicklung, die der Verein in Westernkotten genommen habe, und sprach die schöne Zuversicht aus, dass es dem Verein gelingen möge, in Westernkotten so recht eine Heimstätte des deutschen Liedes und der Liebe zum Liede zu schaffen.

Zeichen dieses Dienstes, Symbol dieser Verpflichtung solle ihnen die neue Fahne sein. Mit einem weihevollen Fahnenspruch enthüllte der Sängerkreisführer dann das Fahnentuch. Im Kreis der Fahnen der Brudervereine, auf dem sonnenüberstrahlten Kirchplatz entfaltete sich zum ersten Mal die Fahne des Männnergesangvereins Westernkotten, die ja schöner und wirkungsreicher Ausführung das Zeichen Westernkottens, die alte Wolfsangel, zeigt.

Der erste Gruß an die Fahne war ein Treuegelöbnis der Sänger zum Führer und zum nationalsozialistischen Deutschland. Im „Sieg-Heil“ wurde dieses Treuebekenntnis aufgenommen und im Deutschland- und Horst-Wessel-Lied froh und stolz bekundet.

Vereinsführer Mintert nahm die Fahne entgegen mit Gruß und Hoffen, dass sie über frohem Wirken und edlem Ringen um die getreueste Erfüllung der Pflichten echter deutscher Gänger wehen möge.

In stattlichem Festzuge ging es dann durch den ganzen Ort und zur Schützenhalle, wo die Leitung des Sängerkreises Lippstadt den Vorbeizug der Vereine mit ihren Fahnen abnahm. Ein hoher Tag der Sangesfreude war allen darauf in der Schützenhalle beschieden, gaben doch alle die anwesenden Vereine Proben ihres gesanglichen Könnens ab. Und man kann froh und hoffnungsvoll feststellen, dass der Sangeswille und die Sangesliebe aller Vereine in machtvoll aufklingenden, in all den vielen Menschen mitschwingenden Liedern der Volksnähe und deutscher Art zum Ausdruck kam, dass so der Tag der Fahnenweihe in Westernkotten ein rechter Weg der Weihe des Liedes für das ganze Volk, für die Gemeinschaft eines jeden Dorfes und darüber hinaus für die große Gemeinschaft geworden ist. – Das wird sie den Verein in Westernkotten immer mit der Erinnerung an den Ehrentag des Treuversprechens vor der neuen Fahne verbinden.


[1] Es erfolgte lediglich eine Anpassung an die heutige Rechtschreibung. [Die Inhalte des Textes spiegeln eine gewisse nationalsozialistische Nähe. NWM, 04.04.2024]