1991: Hinweise und Mitteilungen: SPD; heimatkundliche Arbeitsmappe; Gemeindearchiv; Plattdeutsch-Buch; Kath. Arbeiterverein; Osterfeuer

Von Wolfgang Marcus

[in: Aus Kuotten 1991, Nr. 37 und 38]

  1. SPD in Westernkotten im Jahre 1897

Im Rahmen seiner Recherchen zur Geschichte des Kurortes fand Heinz-Josef Sprengkamp, der seit dem 1.8.90 als ABM-Kraft für unseren Verein tätig war, folgenden Bericht im Patriot vom 28.53.1097. der einiges über die politische Ausrichtung des „Patriot“, aber auch über das Image der (!?) Westernkötter bei der Lippstädter Bevölkerung aussagt und zudem ein geradezu klassisches Beispiel politisierender Berichterstattung ist:

„Lippstadt. Die Westernkötter sind als Helden von jeher bekannt, solches haben sie auch am letzten Sonntag wieder glänzend bewiesen. Vier sozialdemokratische Agitatoren besuchten hier einige Wirthschaften, um Wahlaufrufe unterzubringen; diese Maulhelden hoben ihren Wahlkandidaten in den zweiten Himmel. Nach längerer Diskussion ließen sie auch einige beleidigende Worte gegen diejenigen Anwesenden fallen, welche mit den sozialdemokratischen Ideen nicht einverstanden waren. Da hatten sie aber die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Einige Tapferen fassten die 4 Volksbeglücker beherzt beim Kragen und setzten sie an die Luft, wo dieselben Fersengeld gaben. Kein Pferd konnte schneller laufen als diese Helden. Sie fanden erst Zeit zum Umsehen, als sie die Grenze von Westernkotten hinter sich hatten.“

2. Zweite Auflage der Heimatkundlichen Arbeitsmappe für die Grundschule in Vorbereitung.

Die zweite Auflage wird zurzeit überarbeitet und – wo es nötig ist – aktualisiert und ergänzt. So soll unter anderem auch ein kurzer Beitrag über die Juden in Bad Westernkotten eingefügt werden. Die nachfolgende Federzeichnung zeigt das abgebrochene Haus Alter Markt 3, in dem die letzte jüdische Familie unseres Ortes, Familie Ostheimer, bis 1938 wohnte. Die Zeichnung wird auch in der 2. Auflage zu sehen sein. Sie stammt von Peter Poschadel, Spielplatzstraße 7, der inzwischen noch eine ganze Reihe weiterer Bilder für die Mappe angefertigt hat.

3. Gemeindearchiv der früher selbständigen Gemeinde Bad Westernkotten.

Zahlreiche Akten und Ordner des früheren Gemeindearchivs der Gemeinde Bad Westernkotten wurden Ende 1974, als die kommunale Eigenständigkeit Bad Westernkottens zu Ende ging, aus verschiedenen Gründen nicht nach Erwitte in die Kellerräume der dortigen Stadtverwaltung transportiert. Sie gelangten vielmehr in den Luftschutzkeller der Grundschule Bad Westernkotten, wo sie in zwei Aktenschränken sicher untergebracht waren. Am 8., Januar 1991 haben nun der neue Stadtarchivar Ulrich Söbbing und Wolfgang Marcus den gesamten Bestand nach Erwitte transportiert, wo sie in den Räumen des städtischen Archivs ihren endgültigen Platz finden. Wenn alle Archivalien verzeichnet und geordnet sind, bieten sich für weitere heimatgeschichtliche Forschungen die besten Möglichkeiten. Stadtarchivar Söbbing wertete den Bestand in einer ersten Stellungnahme als „sehr umfangreich“.

4. Plattdeutsch-Buch.

Das Plattdeutsch-Buch des Heimatvereins „Vertell mui watt op Westernküörter Platt” ist bisher gut verkauft worden. Für 14 DM je ‚Stück sind noch weitere Exemplare in den örtlichen Geldinstituten, bei Magdalene Jesse und beim 2. Vorsitzenden Wolfgang Marcus zu erhalten.

5. Katholischer Arbeiterverein 1916

In einem Brief des Pfarrers Ronnewinkel vom 27.März 1916 (aus dem Nachlass Eickmann) an Herrn Heinrich Eickmann, der damals als Soldat im Feld war, sind auch Ausführungen zum Westernkötter Arbeiterverein gemacht. Im Einzelnen heißt es: „Am 20. März hatten wir Generalversammlung vom Arbeiterverein. Es wurde festgestellt, dass 48 Mitglieder, rund die Hälfte des Vereins, unter Waffen stehen. Sämtliche kriıegseinberufenen Mitglieder sind vom Verein für den Todesfall versichert. Die Vereinskasse trägt die Kosten der Versicherung allein. In letzter Versammlung wurde auch beschlossen, sämtlichen Mitgliedern wieder ein Liebespaket ins Feld zu senden. Wahrscheinlich werden diese Pakete diese Woche schon zur Post gegeben.”

6. Osterfeuer

Bereits im letzten Jahr hat der Heimatvereinsvorstand beschlossen, kein Osterfeuer in der bisher praktizierten Weise mehr durchzuführen: Allzu viele Leute hatten nicht brennbare Teile zum Osterfeuer gebracht, so dass nach dem Abbrennen ein großer Schutthaufen übrigblieb, unzumutbar für alle Helfer und vor allem den Landwirt, der das entsprechende Grundstück zur Verfügung gestellt hatte. Der Heimatverein hat nun der kath. Pfarrgemeinde vorgeschlagen, doch nach der Osternachtsfeier ein symbolisches Osterfeuer auf dem Kirchplatz zu entzünden, etwa in einer feuerfesten, größeren Schale. Dann könnten dabei Osterlieder gesungen werden und vielleicht im Pfarrzentrum noch interessierte Gemeindemitglieder und Gäste gemeinsam auf Ostern anstoßen.