1943: Das Muckenbruch – Torf-Fabrikation im Westernkötter Gemeindebruch vor 100 Jahren

1943 Patriot 16.3.1943

o. V. Das Muckenbruch – Torf-Fabrikation im Westernkötter Gemeindebruch vor 100 Jahren

Nördlich der Kreisstraße von Westernkotten nach Bökenförde liegt das der Gemeinde Westernkotten gehörende Muckenbruch. Es ist dies ein Niederungsmoor m Größe von etwa 15 Hektar. Der Name Muckenbruch rührt von der Torffabrikation her, die hier in früheren Jahren betrieben wurde. Die einzelnen Törfe wurden nämlich Mucken gekannt. Jeder Einwohner von Westernkotten konnte sich im Bruch seinen Torf stechen, den er für sich selber benötigte. Der Lehrer Ferber bekam jährlich 3 Fuder Torf von der Gemeinde. Dieser Torf wurde ihm im Jahre 1830 mit 5 Taler berechnet.

Vor 100 Jahren beschloss die Gemeindeversammlung, die Torf-Herstellung auf die Gemeinde zu übernehmen. Man wollte einem unnötigen Zerstechen des Bruches vorbeugen und auch durch den Torfverkauf zur Besserung der Gemeindefinanzen beitragen. – Die Unternehmung erwies sich aber als ein Fehlschlag; so lange jeder seinen Torf selber stechen konnte, wurde die alte Übung beibehalten, an Zeit fehlte es damals nicht. Als nun aber der Torf gekauft werden sollte, wandte man sich doch lieber anderen allmählich in Gebrauch gekommenen Brennmaterialien zu.

Über die Torfherstellung wurde hier folgendes verhandelt:

15. Juli 1843

Der Beigeordnete Löper bemerkte, dass nun schon seit längeren Jahren kein Torf gestochen worden sei, weshalb vielen Einsassen im Winter der Brand fehlte. Nach Abstimmung erklärten die Gemeinde-verordneten die Anfertigung des Torfs für unumgänglich notwendig.

Damit jedoch das Bruch nicht unnötigerweise zerstochen und die ausgetorften Stellen bald wieder als Wiese gebraucht werden können, so soll die Anfertigung für Rechnung der Gemeinde, und zwar derartig geschehen, dass die Fabrikation unter Leitung und nach Anweisung eines Gemeindeverordneten vorgenommen und der angefertigte Torf meistbietend verkauft werde. Der Ankauf des Torfs solle indes nicht allein den Einwohnern in Westernkotten, sondern auch Auswärtigen verstattet werden. Der Ertrag für den verkauften Torf solle derartig verwendet werden, dass davon ein Theil zur Gemeindekasse fließe und der andere zur Deckung der Fabrikationskosten diene. Zur Leitung der Fabrikation wurde Herr Löper gewählt und derselbe ersucht, schleunig die nötigen Anordnungen zu treffen, Arbeiter zu dingen und die auszutorfenden Bruchteile abzupfählen; demnächst das Resultat dieser Anordnungen einzureichen, damit höhere Genehmigung beantragt werden könne. — Herr Löper versprach, sich des Auftrags zu unterziehen und das Geeignete-schleunig zu veranlassen.

18. Mai 1844

Der Gemeindeverordnete Löper trug vor: In der Ratsversammlung vom 15. Juli 1843 sei ihm der Auftrag geworden, für Rechnung der Gemeinde im hiesigen Bruche Torf fabrizieren zu lassen, er habe sich dieses Auftrages nicht entledigen können, weil bekanntlich im Jahre 1843 der viele Regen die Fabrikation unmöglich gemacht; er lege über die Torffabrikation pro 1844 einen mit dem Josef Hense und Josef Rath abgeschlossenen Kontrakt vor, dessen Genehmigung er beantrage.

18. Juni 1844

Der Vorsteher Erdmann trug vor: Der Amtmann habe den Kontrakt mit Josef Rath und Josef Hense über Torffabrikation aus dem Grunde zurückgesandt, dass, bevor Genehmigung höherer Behörde

beantragt weisen könne, angegeben sein müsste, ob der fragliche Torf, welcher fabriziert werde, verkauft werden solle, und wieviel die Gemeinde für ein Fuder Torf erhalte, damit danach beurteilt werden könne, ob für das Gemeinwesen auch Nutzen herbeigeführt werde; dann solle angegeben werden, wieviel Fuder Torf ungefähr fabriziert werden sollen.

25. Oktober 1844

Der im Torfbruche zum Verkauf ausgesetzte Torf ist nicht verkauft worden, indem für den Haufen beim ersten Ausgebet durch den Vorsteher, Beigeordneter Löper, nur 1 Thaler 15 Silbergroschen und beim 2. Ausgebot gar kein Gebot abgegeben sei; es möge darüber bestimmt werden, was mit dem Torf vorgenommen werden solle. Unter den vorgestellten Umständen soll der Torf durch den Vorsteher Erdmann so vorteilhaft wie möglich verkauft werden.

9. November 1944

Der zuletzt fabrizierte Torf kann trotz aller Bemühungen selbst in einzelnen Scheffeln nicht verkauft werden, da sich aus den verschiedenen Publikationen keine Käufer eingefunden. Es wird Beschluss beantragt, auf welche Weise der Torf zu verwerten sei.

Beschluss: Der Torf möge dem Herrn Grimm hierselbst für 1 Silbergr. pro Scheffel verkauft werden, da der Grimm diesen Preis geboten habe, wenn ihm gleichzeitig das Zudeckstroh belassen resp. in den Kauf gegeben werden. Ein diesbezüglicher Kontrakt wurde vorbehaltlich der Genehmigung höherer Behörde mit dem C. Grimm abgeschlossen.

  • Der durch Vermoderung von Gras oder Sumpfpflanzen entstandene Torf, der auch in der Torfkuhle bei Lippstadt gestochen wurde, wurde nach dem Stechen in ziegelsteingroßen Stücken getrocknet und dann als Brennstoff benutzt. — Lufttrockener Torf enthalt gewöhnlich 50—60 Prozent Kohlenstoff, 15—25 Prozent Wasser und 5—10 Prozent Asche. Torfbriketts werden aus dem durch Baggern gewonnenen Torf durch Pressen hergestellt. Die Torfgebiete umfassen in Deutschland etwa 214 Millionen Hektar. Der Heizwert des Torfes schwankt zwischen 3500 und 5000 Wärmeeinheiten. Die Schriftleitung –