1928: o. V. [wahrscheinlich Heinrich Ferdinands. WM]: Das Westernkötter Spring; in: Der Patriot vom 26.01.1928

 [Dem kleinen Gedicht ist folgende Vormerkung des Verfassers und – vorab – der Schriftleitung „vorgeschaltet“. Der Patriot-Text ist nicht ganz einfach zu transkribieren. WM]

Stimme aus dem Leserkreis. Die Schriftleitung steht den Auslassungen unter dieser Rubrik vollkommen sein, sie übernimmt dafür nur die pressgesetzliche Verantwortung.

Westernkotten. 25 Jan. Heimatliebe. In letzter Zeit wurde in den Zeitungen viel von den Auslandsdeutschen geschrieben, auch von der Aufsaugung des deutschen Gedankens durch das Angelsachsentum in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Für denjenigen, der den Standpunkt vertritt: „Wo ich leben kann, da ist mein Vaterland“ ist dies gleichgültig, für den Vaterlandsliebenden aber sehr betrübend. Dass es auch noch Auslandsdeutsche gibt, die mit inniger Liebe der Heimat gedenken davon ein Beispiel, das verdient, weiteren Kreisen bekannt zu werden. Mit kindlich rührender Heimatliebe erfüllt, erbat sich ein junges Mädchen von hier, eine Flasche — Springwasser zum Hochzeitstag. Nicht nur bis in die nächste Umgebung, sondern bis nach Amsterdam, der Metropole von Holland, dringt der Ruhm unseres herrlichen silberklaren Quellwassers aus dem sogenannten „Spring“ und deshalb sei letzterem folgendes Gedicht gewidmet:

Das Westernkötter Spring

Ich weiß nicht, was toll es bedeuten

Dass ich so traurig bin

So klaget die Quelle am „Springe“

Es will mir nicht in den Sinn.

Ne Wasserleitung zu bauen

Undankbare, seid Ihr bereit?

War nicht stets ein Schluck in dem „Springe“

Zu allertrockenster Zeit?

Zum „Lobetag“ kommen die „Kötter“

Von Osten, von Nord, West und Süd

Den Treueschwur zu erneuern

Das zeugt von frommem Gemüt.

Sie beten, sie eilen und trinken

Der Heimat getreu bis zum Grab

Sie nehmen einen Schluck aus dem „Springe“

Dann reisen sie wieder ab.

Wird hier ein Knäblein geboren

Sei’s Jude oder auch Christ

Die alte Chronik berichtet

Was übliche Sitte hier ist.

Man sperret dem eben Gebor’nen

Den Schnabel auf hurtig, und dann —

Kriegt er einen Schluck aus dem „Springe“

Dann wird es ein „kommender Mann“.

Ein Mägdlein schrieb jüngst aus Holland,

Von Heimatliebe erglüht:

„Zur Hochzeit möcht alle Ihr kommen,

Doch bringet mir folgendes mit:

Ein echtdeutsches Brot von Pipping,

Von Mutter gemacht eine Wurst,

Und einen Schluck aus dem „Springe“

Für meinen westfälischen Durst.“

Wenn Eheleute sich streiten

In dieser zankwütigen Zeit.

In Westernkotten wir haben

Ein gutes Mittel bereit.

Es glättet die tobenden Wogen,

Es sänftigt das gärende Blut,

Mau nimmt einen Schluck aus dem „Springe“

Und alles ist wieder gut!

Ein Glöcklein hör ich dumpf läuten,

Ein Lebenslicht glimmet bald aus,

Es flackert noch einmal ganz mühsam

In jenem ärmlichen Haus. —

„Erfüllt mir die letzte Bitte,“

Spricht schwach ein sterbender Mann,  

„Holt mir einen Schluck aus dem „Springe“,

Gern möchte ich sterben dann.“

Ein alter Abonnent aus Westernkotten