1950: Das Kränzchenreiten – ein alter Brauch – Sehenswürdigkeiten der Heimat in Film und Wort – Ein Dorfnachmittag

o.V.: in „Der Patriot“ vom 10.2.1950

Westernkotten. (Eig. Ber.) Der Landwirtschaftliche Ortsverein Westernkotten hielt im Saale der Gastwirtschaft Dietz einen Dorfnachmittag verbunden mit dem traditionellen Winterfest ab. Nahezu 200 Besucher hatten sich zu den frohen Stunden eingefunden, die vom Vorsitzenden des Ortsvereins, Bauer Eickmann mit herzlichen Begrüßungsworten eröffnet wurden.

In den Ansprachen und einer Filmvorführung wurde vornehmlich der Heimatpflege gedacht. Der von dem Lichtbildner Erwin Miesler (Erwitte) gedrehte, von Hauptlehrer Probst und Lehrer Schäfers vorgeführte Filmstreifen zeigte in einer Fülle von sehr ansprechenden Aufnahmen die Schönheit unseres Kreisgebietes.

Nach der Vorführung des ersten Teiles der Bildreportage hielt Landrat Laumanns eine sehr beifällig aufgenommene Ansprache, in der er auf die politische, geologische und weitere Geschichte unseres Heimatkreises einging. Besonders berücksichtigten die Ausführungen die Schlösser und Burgen des Kreises Lippstadt, deren Entstehung und Bedeutung, sachkundig geschildert, ein umfassendes Bild von den Bauwerken gaben. Die anschaulichen Darlegungen des Geschäftsführers Helmig vom Landwirtschaftlichen Kreisverband behandelten die gegenwärtige Lage der Landwirtschaft, in ihren wichtigsten allgemeinen Grundzügen. In den Themenkreis altüberlieferten Brauchtums führte der Vortrag von Hauptlehrer Probst der über das „Kränzchenreiten “ sprach, das in früherer Zeit, auch in Westernkotten durchgeführt wurde. Bei diesem alljährlich gern geübten Brauch fanden sich die Bauern zu Pferden ein. Sie stellten sich in einem „Kranz“ auf und hatten dann die Aufgabe, im Ritt einigen bereits geschlachteten Gänsen, die an einem Baum befestigt waren, den Kopf abzuschlagen. Dieser ritt, der sich anderenorts auch heute noch erhalten hat, z. B. bei dem „Gänsereiterfest“ in Wattenscheid-Höntrop, war ein damals auch hier geübter Fastnachtsbrauch, über dessen Einzelheiten der Vortragende sehr anschaulich seine Zuhörer zu unterrichten verstand.

Viel Freude bereitete das dann aufgeführte plattdeutsche Stück vom „Vößken in der Schlinge“ von Ernst Meurin. Den einaktigen Schwank führten die Darsteller (Hubert Schröer Heinrich Eickmann jr., Franz Schütte jr. Alois Schäfer, Maria Korbmacher und Elisabeth Schäfer) zu einem vielbelachten Aufführungserfolg. In dem anschließenden geselligen Teil der Veranstaltung, der durch die Damenrede von Josef Gudermann in humorvoller Weise eingestimmt wurde, verlebten die Teilnehmer Weitere frohe Stunden, in denen der Tanz zu seinem Recht kam und kleinere Einlagen in Gedichtform alle ebenso erfreuten.