1987: o. V.: Josef Grumpe formte in zwölf Jahren ein modernes Heilbad – Ab heute kein Kurdirektor mehr – Gesellschafterversammlung bedauert Politiker-Entscheidung

Aus: Der Patriot vom 01.12.1987

Bad Westernkotten/Erwitte. Eine Ära ist zu Ende: Bad Westernkotten muss mit Wirkung des heutigen Dienstages, 1. Dezember, ohne den bewährten und engagierten Kurdirektor Josef Grumpe auskommen! Der Grund dafür liegt allein im politischen Raum: In der Sitzung des Stadtrates, die am 27. August stattfand, nahmen die Parlamentarier dem Erwitter Verwaltungschef die Genehmigung zur Nebenbeschäftigung als Kurdirektor in Bad Westernkotten zum 30. November. Mit dieser Entscheidung besiegelten CDU, SPD und FDP den bereits im Vorfeld des Votums geäußerten Wunsch, die Ämter von Stadt- und Kurdirektor zu trennen. Alle Bemühungen von Seiten des Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung der Solbad Bad Westernkotten, Dr. Friedrich Siebecke, mit den Erwitter Politikern, respektive der CDU-Mehrheitsfraktion ins Gespräch zu kommen, scheiterten.

Hans Tünsmeier

Der Leitende Kreisrechtsdirektor wollte erreichen, dass Kurdirektor Josef Grumpe zumindest solange kommissarisch im Amt bleibt, bis die Bauarbeiten zur Erweiterung der Hellweg-Sole- Thermen, Kostenvolumen vier Millionen Mark, abgeschlossen worden sind. – Dr. Friedrich Siebecke bedauerte gestern Morgen gegenüber dieser Zeitung, dass die CDU das Gesprächsangebot ablehnte, also auf ihrer Entscheidung beharrte, folglich auch keine befristete Ausnahme machen wollte.

In der jüngsten Gesellschafter Versammlung, die am Ende der vergangenen Woche stattfand, sprach der Vorsitzende Dr. Siebecke Kurdirektor Josef Grumpe seinen Dank für die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit aus. Er verwies dabei darauf, dass alle Projekte, die in den vergangenen Jahren realisiert wurden, gemeinsam und einvernehmlich getragen wurden. Dr. Siebecke gestern zurückblickend: „Ich kann nur Gutes über Herrn Grumpe sagen!“ Die Solbad und auch der Landschaftsverband hätten Grumpe auch gern weiterhin an der Spitze des Kurortes gesehen.

Josef Grumpe übernahm das Amt des Kurdirektors bzw. des Geschäftsführers der Solbad Bad Westernkotten vor zwölf Jahren. Bis zu dieser Zeit war Bad Westernkotten von Bad Waldliesborn aus betreut worden, mehr „mit der linken Hand“, wie Dr. Siebecke beschrieb. – Unter der Leitung von Josef Grumpe wurde aus dem dörflichen Bad Westernkotten, dem jegliche Ausstrahlung und eine zeitgemäße Ausstattung fehlte, ein modernes und renommiertes Bad, das mittlerweile in ganz Deutschland bekannt ist, nämlich als „kleiner, aber sehr feiner Kurort.“

Zunächst wurde damals das Kurhaus renoviert und ein modernes Behandlungszentrum geschaffen sowie ein neues Badehaus. Somit konnte in den früheren Räumen das „Haus des Gastes“ als Treffpunkt der Kurgäste eingerichtet werden.

Zum Aufschwung des Heilbades trugen zweifelsohne auch die Hellweg-Sole-Thermen bei, die im Oktober ’81 vom damaligen NW- Arbeits- und Sozialminister Dr. Friedhelm Farthmann eingeweiht wurden. – Zunächst stark kritisiert, wurde das Bewegungsbad schnell zu einem Publikumsmagneten. Bereits nach drei Jahren war eine Erweiterung des Bades um ein Therapiebecken vonnöten. Ein Dampfbad und eine finnische Sauna folgten. Dieser Bereich ist ebenfalls längst zu klein. Umfangreiche Arbeiten zur Erweiterung des Sauna- Terrains sind angelaufen (wir berichteten). Auch die Kapazität der drei jetzigen Becken ist fast an ihren Grenzen angekommen. So trägt sich die Solbad mit dem Gedanken, ein weiteres Therapiebecken zu bauen, blickte Dr. Siebecke in die Zukunft. Für die Hellweg-Sole-Thermen schlug das Herz von Kurdirektor Josef Grumpe ganz besonders. Immer wieder suchte er nach neuen Möglichkeiten, Ideen, um das Bewegungsbad auf dem neuesten und attraktivsten Stand zu halten. – Was man in den kühnsten Träumen nicht gedacht hätte, ist längst Realität: täglich besuchen ca. 1000 Gäste die Thermen.

Weitere Aufgaben, denen sich Kurdirektor Grumpe u. a. widmete: Erstellung der Kurpromenade, wofür er sehr viele Gelder beim Land locker machte. Die Restaurierung der Gradierwerke sowie Modernisierung der Kurhalle. Sein Hauptaugenmerk galt auch der guten Kooperation mit den Sanatorien.

Überregionale Stellenausschreibung

Dr. Friedrich Siebecke berichtete gestern Morgen, dass die Stelle des Kurdirektors/Geschäftsführers jetzt offiziell überregional ausgeschrieben wird, um einen Fachmann oder Fachfrau für diese verantwortungsvolle Stelle zu gewinnen. – Die Bewerbungen werden dann bis zum 31. Januar ’88 erwartet. Frühestens, so Dr. Siebecke, kann der Nachfolger bzw. Nachfolgerin dann die Stelle wohl zum 1. Juli ’88 antreten. – Bis es soweit ist, wird sich Dr. Siebecke verstärkt um die Belange des Heilbades kümmern. Dies in Zusammenarbeit mit dem stellvertretenden Kurdirektor Kämmerer Hans Tünsmeier und insbesondere mit dem versierten Prokuristen Heinz Romweber, der nun eine Fülle von zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen hat.

Eine offizielle Verabschiedung für Josef Grumpe wird es auf dessen eigenen Wunsch hin nicht geben, teilte Dr. Siebecke weiter mit. Denn in seiner bekanntlich bescheidenen Art sieht er nicht seine Person im Mittelpunkt, sondern allein die Sache. So galt sein unermüdlicher Einsatz, neben seinen großen Aufgaben als Verwaltungschef in Erwitte dem Werden und Sein Bad Westernkottens. Dafür setzte er sich im besonderen Maße, auch in seiner Freizeit, ein.

Ein großer und glücklicher Augenblick in seiner Tätigkeit als Kurdirektor: Josef Grumpe (links) erhält aus der Hand vom Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung, Dr. Siebecke, die Schlüssel zu den Hellweg-Sole-Thermen. Im Hintergrund beobachtet der damalige NW-Minister Dr. Friedhelm Farthmann die Szene.