„Annotationen über Gradierung, Siedung und Bohren“ – Dienstanweisung für das Gradieren und Sieden auf der Saline Westernkotten um 1840

Von Wolfgang Marcus, Bad Westernkotten

Marcus, Wolfgang, Annotationen über Gradierung, Siedung und Bohren. Dienstanweisung für das Gradieren und Sieden auf der Saline Westernkotten um 1840, in: Heimatblätter 2008.S. 97-102

Vorbemerkungen

Im Nachlass Heinrich Eickmann[1] befindet sich ein 11×17 cm großes handgeschriebenes Büchlein, das mit einer Fadenheftung zusammengehalten wird. Es trägt den Titel „Annotationen[2]  über Gradierung, Siedung und Bohren“, eine Jahreszahl und eine Verfasserangabe fehlen. Vom Schriftbild und weiteren Gesichtspunkten aus ist aber ziemlich wahrscheinlich, dass die Schrift von dem von Landsberg’schen Rentmeister Ignatz Köhler[3] stammt und um 1840 verfasst wurde. Das Buch bietet auf etwa 70 Seiten[4], die jeweils mit etwa 12 Zeilen beschrieben sind, eine Anleitung für das Gradieren und Sieden und die damit zusammenhängenden Arbeiten. An keiner Stelle wird ausdrücklich Westernkotten erwähnt. Da die Schrift sich aber in einem örtlichen Bestand befindet[5], ist davon auszugehen, dass das Büchlein als eine Art Dienstanweisung für die auf der Saline Westernkotten beschäftigten Arbeiter diente. Besonders erwähnenswert sind 12 kleine Zeichnungen und Skizzen, die neben dem Text wichtige Einblicke in die Technik des Gradierens und der Pflege der Gradierwerke geben. Es folgt der Originaltext[6] mit den angesprochenen Zeichnungen[7].

Den praktischen Gradierdienst betreffend

Bei Wartung und Beaufsichtigung der Gradierung sind Beständigkeit und Ordnungsliebe sowie eine sorgfältige Aufsicht die Haupt-Eigenschaften eines tüchtigen Gradierers.

Derselbe muß namentlich im Frühjahr und Sommer nicht allein am Tage die Gradierung controllieren und warten, sondern auch des Nachts, wo sehr häufig scharfe und trockene Winde herrschen, die Gradierung begehen und die Tröpfelung und Speisung derselben, dem Effecte der Witterung gemäß einrichten. Wenn bemerkt wird, daß gute Witterung eintritt, so muß die Gradierung stets mit einem guten Vorrath an Roh- und Speise-Soole gedeckt werden, damit bei scharfer Zehrluft dieselbe auch gehörig belegt, den gewünschten Erwartungen gemäß bedient, und nur darauf gesehen werden, daß die Wände nicht trocken, sondern nach den Bedürfnissen der Zehrluft, befeuchtet werden. Dabei ist es nothwendig, daß die gradierte Soole mehrmalen am Tage gewogen wird, um hiernach den Lauf der Tröpfelung einzurichten, d.h. ob die Gradierwände stark oder weniger stark zu belegen sind.

Die Soolhebungs-  und Förderungsvorrichtungen müssen stets in einem guten Zustande erhalten werden, damit bei angestrengtem Betriebe, in guter Witterungsperiode, dieselben der Reparatur nicht bedürfen. Sollten Hauptreparaturen vorgenommen werden müssen, so sind diese stets im Herbst und Winter vorzunehmen, damit beim Herannahen des Frühjahres alles

wieder in gutem Zustande ist.

Es ist dieses um so notwendiger, da bei Beaufsichtigung und Wartung der Gradierung die Vernachlässigung einer einzigen Stunde, öfters durch tagelange Arbeit nicht wieder entschädigt werden kann.

Der mit der Aufsicht Beauftragte muß öfters die Soolenleitungen und Maschinen begehen und untersuchen, damit dieselben nicht durch vorherzusehende Brüche den Betrieb stören. Auch müssen stets Röhrenbinde, Keile, Schiffswerg etc. in Vorrath seyen, damit bei etwaigen Reparaturen die Wiederherstellung aufs schleunigste bewirkt werden kann.

Die Tröpfeltröge, Krähne etc. müssen stets von Schlamm gereinigt werden, und die ersteren stets in einer waagerechten Lage gehalten werden. Die Tröpfeltröge müssen stets fest und die Ritzen derselben offen gehalten werden, damit die Soole sich auf die Dornwand gehörig vertheilt und besser gradieren kann.

Ebenso sind die Pritschen, Rinne-Kasten und Röhren stets von Schlamm und Stein rein zu halten. Diese Reinigung der letzteren geschieht am fuglichsten im Herbst und Winter.

Da, wo die cubische Gradierung existiert, müssen bei schlechter Witterung nur die beiden ersten Reihen Krähne, welche der äußeren Fläche der Dornwand am nächsten liegen, in Betrieb gehalten werden; und zwar so, daß der vordere Krahn beinah noch einmal so stark läuft, wie der zweite, und wenn er auch nur tröpfeln muß. Denn es ist einleuchtend, daß dieser fast nichts leistet, wenn die Luft und Wärme die innere Dornwand unberührt läßt.

Sollte ein heftiger Sturmwind herrschen, dann ist es nothwendig, wenn dieser winkelrecht vor der Dornwand liegt, und das Wasser in die Höhe zu treiben und wegzutragen droht, daß die erste Tröpfelreihe gar nicht betrieben wird, damit die Soole nicht unnützer Weise verlohren geht; da hingegen aber muß die zweite Reihe dem Bedürfnisse gemäß stärker in Betrieb gehalten werden.

Die Rohsoolen-Behälter müssen so viel als möglich angefüllt bleiben, damit beim Eintritt günstiger Gradierwitterung kein Mangel eintritt.

Bei starkem Frostwetter ist es am zweckmäßigsten, die Gradierung einzustellen, indem durch das Ansetzen des Eises an die Dornen, dieselben zu viel leiden und die Wände verderben.

Gradierung

Die Dornwände bestehen sowohl als Schwarz- als Weiß-Dornen. Oben bei den Tröpfeltrögen müssen die Wände mit kleinen krausen Schwarz-Dornen ausgestopft werden, damit die Soole aus den Tröpfeltrögen nicht gleich auf die Wand fällt. Bei Legung der Dornen muß wenigstens ein Gefälle von 6 Zoll beachtet werden. Die Latten, auf welche die Dornen zu liegen kommen, werden nach der Frontseite vor die Ständer genagelt und müssen dann denselben noch ein hölzerner Pinn als Ruhenagel untergeschlagen, damit, wenn etwa der Nagel durchrosten sollte, die Latte noch einen Haltpunkt hat, und somit nicht heruntersinken oder durchbrechen kann. An der hintern resp. inneren Seite werden die Latten mittels der hölzernen Harken wie bisher befestigt.

Bei dieser Art der Dornlegung ist aber nothwendig, daß die Ständer durch Querbalken verbunden werden, damit sie einen Haltepunkt haben.

Abb. 1: Die Latten, auf denen der Schwarzdorn lagert, werden durch Nägel und untergeschlagene hölzerne „Ruhenägel“ gesichert

Um die Soole nach beiden Seiten zum Gradieren möglichst schnell durch die vielen Krahne laufen zu lassen, ohne daß man die Krahne der einen Seite einzeln offen resp. zudrehen müßte, so sind alle 100 bis 120 Fuß Geschwindsteller, für jede Seite einen, anzubringen, wodurch bewirkt wird, daß durch das Schließen des Geschwindstellers die sämmtlichen Krahne der einen Seite zu laufen aufhören, durch das Öffnen derselben die letzteren laufen.

Abb.2: So genannte Geschwindsteller alle 100-120 Fuß schließen bzw. öffnen zahlreiche Kräne mit einem Schlag]

Bei der vorstehenden Einrichtung der Gradierhäuser ist es unbedingt erforderlich, daß die Röhre a-b durchaus gerade ist, und zwar deshalb, weil sich in den Krümmungen der Dreck und Schlamm sammelt, die Röhre sich verstopft, und auch die Dornen durch den sich ablassenden Schlamm verschlammt werden.

Damit die Soole, welche an schrägstehenden Balken herabfließt nicht verloren geht, so sind an denselben starke Weiden, welche die Soole auffangen, anzubringen und selbe zur Gradierung zurückzuleiten.

Abb. 3: Starke Weidenzweige auf den schrägstehenden Stützpfeilern sollen das verlustreiche Abfließen der Sole verhindern und sie zurück zur Gradierung leiten

Diese Weiden sind, bevor sie auf die Balken gezogen werden, zu verquicken, und die nach dem Beschlagen sich noch etwa vorfindenden Öffnungen mit Thon zu verschmieren.-

Bei neu anzulegenden Gradierbauten muß darauf gesehen werden, daß dieselben Wände unten breit und nach oben allmählich schmaler zulaufen, damit beim Winde die Soole nicht ganz von den Dornen geworfen werden kann.-

Auch bei windstillem Wetter wird gradiert und zwar an der Sonnenseite, und auch dann so wie bei Wind und scharfer Luft überhaupt stark laufen gelassen.

Bei Nebel und Regenwetter werden die Krahne nicht sehr stark geöffnet.

Ist eine Röhre gesprungen, so ist dieselbe leicht und in kurzer Zeit wieder fertig zu stellen, und zwar auf folgende Art:

Man nimmt von den eigens dazu angefertigten Eisenbändern (in Camen zu haben), welche ca. 1  ½ Zoll breit und 1/12 Zoll dick sind, eine oder so viele erforderlich sind, und keilt sie um die Fehlstelle der Röhre. Zu diesem Zwecke schlägt man an beiden Enden des Eisenbandes ein oder zwei fingerdicke Löcher durch und zwingt die beiden Enden mittels eines Niednagels in Verbindung (übereinander), und zwar derartig, daß der Band fest um die Fehlstelle zu sitzen kommt. Sodann nimmt man hölzerne Keile und treibt selbe unter den Niednagel, damit der Reif, so enge wie möglich um die Röhre zu sitzen kommt, damit die Öffnung zugezogen wird.

Abb. 4: Bei gesprungenen Holzröhren setzt man Eisenbänder ein, die durch Nietnägel und unter die Eisenbänder geschlagene Keile die Röhren wieder schließen

Die Tröpfeltröge dürfen nicht zu lang sein, am angemessensten ist es, wenn sie ca. 2-3 Fuß lang sind, weil sie sich sonst zur Zeit, wo nicht gradiert wird, ziehen, und dann die Soole ungleichmäßig aus denselben auf die Wand tröpfelt.

Diejenigen Tröpfeltröge, welche an der Außenseite liegen, sollen nach dieser Seite nicht ausgeschnitten seyn, weil sonst die Soole nicht gehörig durch die Dornen laufen kann, sondern vielmehr gleich ohne zu gradieren von oben herab,

auf die Pritsche fallen würde.

Abb. 5: Tröpfeltröge sorgen durch entsprechende Einschnitte für die gleich bleibende Berieselung der Dornen

Der Bogen a, b, c, circa 1/12 des Holzes, ist nothwendig, damit die Soole aus dem Einschnitt d durch die Einritzung da einen Weg finden kann, um gehörig auf die Dornen tröpfeln zu können.

Die Tröpfeltröge müssen, so oft Schmutz und Salzstein sich angesetzt hat, rein ausgekehrt und mit der Salzsteinschüppe ausgestochen werden.

Abb. 6: Salzsteinschüppe zum Reinigen der Tröpfeltröge von Schmutz und Salzstein

Diejenigen Röhren, in denen die Außen-Krahne sitzen, müssen wie gesagt möglichst grade sitzen, und dürfen selbe erst beim Ineinanderfügen und zwar erst oben auf der Gradierung beim legen , gebohrt werden, damit die Löcher, in denen die Krahne zu sitzen kommen, derartig gebohrt werden, daß die letzteren so ausfließen, damit die Soole die Dornwand trifft und gehörig gradieren kann.

Bei einer geregelten Fällen-Gradierung, z.B. bei der in K. angeordneten 5 Grad Fünf-Fällen-Gradierung, muß die Soole auf jeden Fall, nur ein mal fallen, und muß dann, nachdem sie sämmtliche Fälle durchgemacht hat, sofort zur Siedung geleitet werden. Es wird resp. kommt dieses in der Praxis nie in Anwendung, kann auch nicht, da dieses eine zu kostspielige Einrichtung seyn würde, da man, um diejenige Löthigkeit, welche gesotten wird, hervorzubringen, eine Menge von Fällen haben müßte. Deswegen wird auch an allen Salinen die Soole mehrmalen über ein und denselben Fall herübergetrieben.

Rohe Soole wird diejenige genannt, welche aus Brunnen resp. Bohrlöchern gewonnen wird.

Mittelsoole heißt diejenige, welche einmal gefallen ist.

Reiche Soole selbe, welche zur Siedung geschickt wird.

Gesättigte Soole nennt man die, welche 3 Loth enthält.

Sind die Dornen in den Gradierungen gelegt, so müssen sie grade geschlagen werden, mittels eines Instruments, welches ungefähr folgende Form hat:

Abb. 7: Gerät zum Geradeschlagen/Bündigmachen der Dornen

Nachdem dieses geschehn, werden die Wände ausgestopft, d.h. an den Stellen, an welchen sich noch Löcher finden, und namentlich vor den Balken, werden kleine krause Dornen hineingesteckt.

Bevor jedoch dieses Ausstopfen der Löcher geschehen, werden die Wände geschoren, d.h. sie werden so viel wie möglich mit einer Art Heckenschere grade und egal zugeschnitten, theils, um es dem Auge angenehm zu machen, vorzüglich aber, damit die Soole die sämmtlichen Dornen passieren muß und nicht, wenn vielleicht oben ein Dorn sehr herausstünde, solche nicht sofort, ohne durch die Dornen zu tröpfeln von oben sofort auf die Pritsche fiele.

Ist die Soole einmal gefallen, so muß sie, wo möglich, gewogen werden; hat sie durch den Fall gewonnen, so muß man stets vorsichtig zu Werke gehen, wenn man sie nochmals gradieren will, vorausgesetzt jedoch, daß die Soole bedeutend an Prozent gewonnen hat. Denn die Erfahrung lehrt, daß wenn man z.B.

eine 12 Prozent haltige Soole abermals auf die Gradierung schickt, man eine 10 ½ oder 11 oder auch nur sogar 9-löthige Soole wieder herunter erhält. Hierbei wirken sehr viele Umstände ein, z.B. es kann feuchte Luft entstehen, das in den Dornen noch vorhandene Wasser sammelt sich und vermischt sich mit der herabfallenden Soole.

Um zu erfahren, wieviel eine Quelle, oder ein Bohrloch, Soole pro Minute fördert, so macht man ein Kasten, welcher natürlich dicht sein muß, welcher einen Cubikfuß enthällt.

Derselbe muß, da 1728 Zoll ein Cubikfuß ist,

1.zwei Fuß lang

2.ein dito breit und

3.sechs Zoll tief im Lichten sein,

denn    12’’ [Zoll] x 2 = 24’’

               12“

               48

         +  240

             288“

           x    6

           1728“.

Ein Reservoir ist 432’ [Fuß]10 ’’ [Zoll] lang, 39’ breit und 5 ½’’ tief; in demselben sind 236 Stück Windseiten 5  ½ ‘ lang, 10 Fuß und 10 Zoll stark, 232 Streben in den Windseiten und selbe 5 Fuß lang, 8 Zoll und 7 Zoll, 265 Stück Mittelseiten, 5  ½ Fuß lang, 7 Zoll und 8 Zoll stark. 208 Streben in den Mittelseiten, 3  ½ Fuß lang, 5 Zoll und 6 Zoll stark. 416 Längsschwellen, 6 und 7 Zoll stark; 110 Fuß dito 6 und 8 Zoll stark.[8]

92843 – 2084= 90750 C.F.[9] enthält das Reservoir nach Abzug des Holzes.

Siedung

Die Pfanne wird voll Siedesoole (16 Loth) gelassen, und dann 58-67 Stunden gesotten.

Während dieser Siedezeit werden 12stündlich die Schlacken von dem Rost gereinigt.

Nachdem die Pfanne voll gaar ist, wird gebrodden und dauert solches 8 Tage. Mit dem neunten Tag beginnt das zweite Werk.

Um die Schlacken von dem Rost abziehen zu können, müssen 4-5 Stunden vor dem Ausziehen keine Kohlen ins Feuer geworfen werden, damit sich die Schlacken fest zusammen setzen, um sie mittels des Hakens oder Feuereisens ausziehen zu können.

Soll ausgezogen werden, so wird das eigentliche Feuer zurückgeschoben, die Schlacken herausgenommen, und nachdem solches geschehen ist, die Heitzung wieder von vorne begonnen.

Krücken heißt das Herausziehen des Schlammes oder Schmutzes aus einer

ganz voll gaaren Pfanne. Es geschieht dieses, wenn die Pfanne ganz voll gaar ist, und zwar bevor das Salz fällt, demnach unmittelbar nach dem gaar seyn.

Wenn die Pfanne voll gaar ist, so wird ein kleines Bündchen Erlenbast hineingeworfen, damit die Cristallisation schneller von sich geht und man grobkörnigeres Salz bekommt. Die Erfahrung hat gelehrt, daß, wenn dieser Erlenbast nicht in die Pfanne geworfen wird, man theils längere Zeit zum Soggen nothwendig hat, und auch anderen theils feinkörnigeres Salz bekommt.

Die Ursache?

Nachdem die Pfanne das erste Mal gaar ist, welches sich theils durch die kleinen sich zeigenden Krystalle auf der Oberfläche, theils durch das weißliche Aussehen der Pfanne selbst, kund gibt, so wird der erste Nachschlag gemacht, d.h., es wird so viel Siedesoole hinzugelassen, daß die Pfanne abermals wieder so voll wird.

Ist dieses geschehen, und die Pfanne ist abermals gaar, so wird wiederum so viel Soole hinzugelassen, als durch die Verdunstung aus den Pfannen verschwunden ist. Dieses geschieht so oft, als bis man eine ganz voll gaare Pfanne hat,

und kann dieses oft drei, vier und noch mehrere malen geschehen.

Jede Pfanne macht hier nach der Reihe zwei Werke, und bleibt die Mutterlauge des ersten Werkes in der Pfanne, wozu Soole eingelassen wird und erst nach Vollendung des ersten Werkes wird die Pfanne von der Mutterlauge gereinigt.

Nach Beendigung des zweiten Werkes, nachdem ausgeschüttet, d.h. die Pfanne von der Mutterlauge gereinigt ist, wird gesprengt.

Dieses geschieht in folgender Art: Beim Ausschütten der Pfanne bleibt unterhalb noch stets etwas Feuer auf dem Heerde.

Auf dieses Feuer, werden circa 15-20 Bünden d.h. nach und nach geworfen und wird durch dieses Feuer der sich in den Pfannen befindliche Salzstein losgesprengt.

Es ist klar, daß dieser nur über dem Feuerherd selbst und nicht hinten in den Pfannen durch dieses Feuer losgesprengt werden kann.

Ist dieser Salzstein losgesprengt, so wird derselbe ausgekehrt, hin und wieder ein Stück, was sitzen geblieben ist, mit dem Hammer losgeschlagen, jedoch muß hierbei bemerkt werden, daß stets nur auf die Niethe und nie in der Mitte des

Pfannenblechs geklopft werden darf.

Der Salzstein, welcher sich hinten in der Pfanne oder an einer anderen Stelle als über dem Feuerherd angesetzt hat, bleibt durchaus unberücksichtigt und festsitzen, und zwar von einem Kaltlagern bis zum anderen.

Wird kalt gelagert, so wird die ganze Pfanne auf die oben bezeichnete Art losgesprengt, und es wird dann das Feuer in den Zügen selbst, und zwar so weit wie möglich hineingeschoben, und auch theils der Stein losgeschlagen.

Bei dem Feuer ist vorzüglich darauf zu sehen, daß es nicht durchbrennt, d.h. es muß auf dem ganzen Feuerheerde ein regelmäßiges Feuer seyn, und nicht wie Berg und Thal, so daß sich hin und wieder Lücken bilden, aussehn, durch welche

letztere vorzüglich die Hitze heraussprüht, auf einen Theil der Bodenplatten kommt und diese dadurch durchgebrannt wird.

Beim Sieden sowohl als auch beim Soggen muß fleißig geschäumt werden, denn hierdurch wird vermieden, daß sich viel Salzstein in den Pfannen absetzt und außerdem bekommt man gutes und weißes Salz.

Bei jeder Pfanne wird zwei mal gekrückt, das erste mal, wenn die Pfanne ganz voll ist, das zweite mal circa 1 Stunde später, wenn schon etwas Salz mit hinuntergefallen ist. Letzteres muß geschehen seyn, damit der Schaum sich zu einer etwas festen Maße bildet, um ihn heraus bekommen zu können.

Dasjenige, welches beim zweiten Krücken herausgezogen wird, wird in das Reservoir des süßen Wassers benützt.

Bohren

Zum Bohren sind zwei Meister und jedes mal 4 Mann erforderlich, und wird Tag und Nacht gebohrt.

Der eine Meister arbeitet von Morgens bis Abends, der zweite vom Abend bis zum anderen Morgen.

Nachdem man eine bestimmte Teuf von 20-30 Fuß erreicht hat, so wird ein Rohr von Buchen-Holz eingerammt.

Sehr gut ist es, wenn das Rohr aus einem Stück besteht. Dasselbe muß unten einen 11-12 Zoll langen eisernen Schuh, welcher unten etwas spitz zuläuft und scharf sein muß haben, damit er besser den Boden durchschneiden und sich fester in das Gestein einklemmt.

Abb.8: Hölzerne Bohrrohre werden an der Spitze mit einem eisernen Schuh gehärtet

Damit diese Röhre zugleich beim Auffinden von Soole als Pumprohr benutzt werden kann, so nimmt man dazu gleich ein Rohr von 9 Zoll Durchmesser.

Sollte jedoch durch den an den Seiten sich losplatzenden Mergel das Bohrloch sich zusetzen oder zufallen, so muß allerdings noch ein Stück Rohr aufgesetzt und eingerammt werden.

Beim tiefen Bohren braucht man diesen 9-zolligen Durchmesser jedoch nicht beizubehalten, und reicht bei der ferneren Niedertreibung des Bohrloches ein 4 bis 5-zolliger Durchmesser hin.

Das unterste Stück des ganzen Bohrgestänges, der s.g. Bohrer, ist nichts anderes als ein starker Meißel oder Keil, wie er z.B. zum Holzspalten gebraucht wird.

Um ihn anzufertigen wird ein 12 bis 15 Zoll langer starker eicherner Stab an seinem unteren Ende abgeplattet und zuunterst mit Stahl belegt und vollens bis zu einem Keil geschmiedet und geschärft, so daß die Schärfe eine gerade Linie oder doch höchstens einen nur sehr flachen Bogen bildet.

Der Meißel wird durch Abkühlung in Wasser gehörig gehärtet.

Abb. 9: Bohrmeißel mit flacher bis gebogener Schärfe

Die Meißel mit mundförmiger Schärfe, welche zuerst mit den beiden Spitzen das Gestein angreifen, verlieren sehr bald diese Spitzen und geht dadurch die festgesetzte Weite des Bohrlochs verloren, welche dann herzustellen doppelte

Arbeit macht.

Abb. 10: Meißel mit mundförmiger Schärfe

Der Meißel hat zuoberst max. 16 Linien langes Gewinde mit etwa 6 Schraubengängen, um an das Gestänge festgeschoben werden zu können. Die Höhlung der Mutter ist in der Meißelstange.

Sowohl bei den einzelnen Bohrstangen als auch den Meißeln und sonstigen Geräthschaften zum Bohren und Löffeln des Bohrgestänges ist unter dem Gewinde ein 3-4-zolliger s.g. Wulst angebracht, um im Falle, daß ein Bohrer- oder Stangenbruch geschehen sollte, solcher wieder gefestigt werden kann.

An der Bohrstange e-f sind die beiden seitwärts erwähnten Wulste a-b und c-d.  

Abb. 11: Bohrstange mit Wulsten

Abb.12: Ein Fußer (?)


[1] Depositum 2 im Stadtarchiv Erwitte, Nr. 43

[2] Annotation bedeutet nach Wikipedia (31.1.2007): „Anmerkung“, „Beifügung“, „Hinzufügung“. In diesem Sinn haben Annotationen bei Stichworten, Begriffsklärungen oder ausführlichen Texten den Charakter der Erklärung beziehungsweise Ergänzung.

[3] Vgl. zu Köhler den Abdruck seiner Beschreibung der Saline Westernkotten um 1840 in: Heimatblätter 2007, S.17-24

[4] Die Seitenzählung pro Doppelseite beginnt bei 62 und endet bei 97

[5] Eickmann hat die Unterlagen der Pfännerschaft Saline Westernkotten u.a. für das 1958 erschienene Buch „Bad Westernkotten. Ein Heimatbuch“ herangezogen

[6] Transkribiert von Wolfgang Marcus und Bernd Funck im Januar 1998

[7] Die Bildunterschriften befinden sich nicht im Originaltext

[8]  Es folgen auf 4 Seiten Berechnungen

[9] Cubikfuß