2005: Einweihung von zwei Ginkgo-Bäumen beim ökumenischen Pfarrfest 2004 in Bad Westernkotten

von Wolfgang Marcus

in: Vertell mui watt 2005, Nr. 263

Vorbemerkung

Beim Pfarrfest am 6.6. 2004 pflanzten Vertreter der Heimatfreunde Bad Westernkotten mit Pfarrer Heinz Müller und Pastor Wolfgang Jäger zwei Ginkgo-Bäume auf dem Kirchplatz. Im nachfolgenden Beitrag werden die Texte dieses „historischen“ Ereignisses – in nur leicht abgewandelter Form – wiedergegeben, um so mit dazu beizutragen, die Bedeutung dieser Bäume im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern.

Einführung: Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gemeindemitglieder! Wir wollen nun zwei Ginkgo-Bäume pflanzen und so ein weiteres Zeichen der engen Verbundenheit der beiden Kirchengemeinden in Bad Westernkotten setzen.

Sie werden sich sicherlich fragen: Warum müssen es gerade Ginkgo-Bäume sein? –

Der Ginkgo-Baum ist in vielerlei Hinsicht ein symbolträchtiger Baum. Besonders die ungewöhnliche Blattform fällt ins Auge. Im Umriss ist das Blatt dreieckig-fächerförmig. An der Vorderkante sind die Fächerblätter gewellt oder gebuchtet oder auch tief eingeschnitten, so dass das Blatt zweilappig erscheint.

Zwei Teile, die eng zusammengehören, also eigentlich eins sind und die gemeinsam ein Dreieck, also ein vollkommenes Ganzes ergeben, welch schöneres Symbol könnte es für die Ökumene geben? – Wir wollen nun den Baum einpflanzen und danach Fürbitten sprechen.

Einpflanzen des Baumes (durch Pfarrer Müller, Pastor Jäger und Wolfgang Marcus für die Heimatfreunde)

Fürbitten

Gott, unser gemeinsamer Vater, der Ginko-Baum erinnert uns immer wieder daran, dass evangelische und katholische Christen zusammengehören und eins sind. – Lass uns jeden Tag die nötigen Schritte tun, damit wir immer mehr Wege zueinander finden und alles Trennende überwunden wird. Wir bitten dich…

Der Ginkgo-Baum kann 4000 Jahre alt werden. Die Art existiert schon fast 300 Mio. Jahre auf der Erde, er ist der älteste lebende Baum, den es gibt; und er hat sogar die Eiszeiten überlebt. – Herr, gib uns die Ausdauer und Kraft, die wir brauchen, unser Leben immer wieder an dir auszurichten. Wir bitten dich …

Eine besondere Bewährungsprobe hatte der Ginkgo am 6. August 1945 zu bestehen. An diesem Tag fiel die erste Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima. Der Ginkgo, der sich im Zentrum der Stadt befand, überlebte nicht nur, sondern er war auch der erste Baum, der wieder ausschlug. So ist der Ginkgo – in einer von Menschen zerstörten Welt – zu einem Zeichen der Hoffnung geworden. – So lass uns, Herr, im Schatten dieser Bäume immer wieder neu Hoffnung spüren, Hoffnung in ausweglosen Situationen, Hoffnung für uns selbst, Hoffnung aber auch auf ein noch stärkeres Miteinander unserer beiden Kirchengemeinden. Wir bitten dich…

Der Ginkgo-Baum ist immer auch ein Baum der Kultur gewesen, Schriftsteller und Dichter haben sich von ihm inspirieren lassen. Selbst Johann Wolfgang von Goethe widmete ihm ein tiefsinniges Gedicht, so dass der Baum heute oft auch „Goethe-Baum“ genannt wird. – Herr, unser Gott, lass uns den Goethe-Baum immer wieder als Quelle und Inspiration erfahren, wenn wir in unserem Leben nicht weiter wissen. Wir bitten dich…

Der Ginkgo-Baum hat in den letzten Jahrzehnten auch eine neue Wertschätzung im Bereich der Gesundheit erfahren. Besonders die aus den Blättern gewonnenen Eigenschaften sorgen für gute Fließeigenschaften des Blutes sowie die Versorgung des Gewebes und besonders des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen. So hilft Ginkgo gegen nachlassende geistige Leistungsfähigkeit und beugt dem Vergessen vor. – Herr, lass diese Ginkgo-Bäume immer wieder zum Zeichen dafür werden, dass wir im Glauben an dich gesund an Leib und Seele werden können. Wir bitten dich….

Der Ginkgo-Baum kommt ursprünglich aus Ostasien. Aber auch in Europa ist er seit über 200 Jahren wieder heimisch. So ist der Ginkgo auch eine Brücke zwischen den Völkern und Religionen aller Welt. – Herr, mögen diese Ginkgo-Bäume auch hier – auf der Mitte zwischen dem Evangelischen Paul-Gerhardt-Haus und der katholischen Kirche – ein Tor und eine Brücke bilden zwischen allen Christen und allen Menschen guten Willens. Mögen Sie ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung sein! Und mögen wir unter diesen Ginkgo-Bäumen noch manches schöne Pfarrfest feiern! Wir bitten dich…

Schon die erste Schöpfungserzählung der Bibel macht uns deutlich, dass wir Gottes Schöpfung bewahren und gestalten, dass wir sie aber auch genießen sollen und dürfen. Denn, so heißt es, am 7. Tag ruhte sich Gott vom Schöpfungswerk aus, er besah alles und sah, dass es sehr gut war. – Was gibt es Schöneres zum Betrachten der Schöpfung und zum Feiern der Gemeinschaft als eine Bank. So haben wir, evangelische und katholische Christen, aus Anlass des heutigen Pfarrfestes auch neue Bänke auf dem Kirchplatz aufstellen lassen. – Herr, lass uns auf diesen Bänken immer wieder neu deine gute Schöpfung erfahren! Und sei Du mit dabei, wenn wir – auf der Bank sitzend – gute Gespräche führen, die Brücken bauen über alles Trennende hinweg.Wir bitten dich…- Darum bitten wir dich, Gott, durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Lied: Herr, gib uns deinen Frieden