1944: Eine Studienfahrt des (Lippstädter) Heimatbundes nach Westernkotten

o. V. Patriot, 29.4.1944

Heimatbund Lippstadt. Mitglieder des Heimatbundes. verstärkt durch SGV-ler, machen am Sonntagnachmittag eine Studienfahrt nach Westernkotten. Abfahrt 16.04 Uhr. Treffen 15.45 Uhr am Hauptbahnhof. Wer lieber zu Fuß geht, möge sich um 14.3ss Uhr an der Südertor-Brücke einfinden. Westernkotten, im Mittelalter Cothen genannt, war schon seit mehr als 900 Jahren wegen seiner Salzquellen bekannt und geschätzt. Als Kaiser Konrad II. im Jahre 1927 den Königshof zu Erwitte dem Bischof von Paderborn schenkte, erwähnte er in der Urkunde auch Königshufen und Salzwerke in Westernkotten (Königssood). Die jetzige Gemeinde ist aus den in der Soester Fehde verwüsteten Ortschaften Aspen, Hockelheim, Messtuschenheim, Swick und Weringhausen entstanden. Die Bewohner dieser Ortschaften fiedelten sich bei den Salzquellen an und umgaben die Ortschaft mit Wall und Graben, während die Herren von Ense seit dem 14. Jahrhundert in Westernkotten einen Rittersitz hatten. — Über das alte und neue Westernkotten wird Hauptlehrer Probst den Heimatfreunden am Sonntag‘ einen Vortrag halten. Um zahlreiche Beteiligung wird gebeten. Die SGV-Abteilung Lippstadt beteiligt sich am Sonntag an der Fahrt des Heimatbundes nach Westernkotten. Abmarsch 15 Uhr Südertor.

o. V. Patriot, 2.5.1944

Eine stattliche Gruppe des Lippstädter Heimatbundes machte am Sonntagnachmittag einen lohnenden Ausflug nach Westernkotten. Auf dem Wege vom Bahnhof zum Dorfe besichtigte man einen etwa 300 Jahre alten Doppelspeicher (Spieker) des Gutes Weringhoff mit schönem Schnitzbalkenmerk. Im Gasthof Wiese konnte in Vertretung des Bundesleiters, des Schulrats Christ, Rektor Zacharias die erschienenen Heimatfreunde und den Redner des Tages, Hauptlehrer Probst, begrüßen. Dieser machte an der Hand von vielfältigen Unterlagen die Anwesenden mit der Geschichte von Westernkotten vertraut, das urkundlich schon 1027 bei der Schenkung des Königshofs Erwitte an den Paderborner Stuhl erwähnt wird; es kann somit auf eine mehr als 900jährige urkundlich bezeugte Geschichte zurückblicken. Wie es in Unna einen Königsborn gab, so bestand schon im frühen Mittelalter in Westernkotten ein Königssood.

Im 13. Jahrhundert wird es villa Cothen genannt. Während der Soester Fehde gründeten die Bewohner von fünf zerstörten Bauerschaften das Dorf Westernkotten, das somit jetzt auf ein 500jähriges Bestehen zurückblicken kann. Durch Christian den Tollen von Braunschweig, der vom 2. Januar bis 18. Mai 1622 in Lippstadt Haupt-Quartier hatte, wurde das Dorf in Schutt und Asche gelegt. Kaum wieder aufgebaut, erlitt es 1635 eine pestartige Seuche, wodurch alle Bewohner bis auf etwa zwanzig ausgerottet wurden. Ein alter deutlich gezeichneter Plan von Westernkotten von 1588 zeigt den Ort mit Wällen, Toren und Türmen und der im Innern gelegenen Wasserburg des Adrian von Ense, die später den Herren von Schade und dann von Papen gehörte. Hauptlehrer Probst sprach sodann über das Ortswappen, dessen Original sich über dem Hauptportal der Pfarrkirche befindet. Es ist eine goldene Wolfsangel auf rotem Felde. In Westernkotten entstand 1849 der erste Bienenzuchtverein, wie aus Berichten der neu gegründeten Heimatzeitung „Der Patriot“ hervorgeht. Auch über das Salinenwesen berichtete der Redner ausführlich. Hierzu gab Bauer Leo Jesse sen. einige Erläuterungen. Auch von Bürgermeister Heinrich Eickmann der stets ein reges heimatkundliches Interesse bekundete, und Verleger Laumanns d. Ä. wurden einige Ergänzungen des eingehenden Vortrags gemacht. – Letzterer sprach auch den Dank der Versammelten aus. Darauf machte man einen Gang durch die in prächtigstem Lenzenschmuck prangende Ortschaft und besichtigte einige Hauptsehenswürdigkeiten des alten Westernkotten, das mit Lippstadt durch angenehme kommerzielle und persönliche Beziehungen verbunden ist.