Von Wolfgang Marcus
Ich habe im Folgenden eine Liste der Steuereinnehmer / Salzfaktoren angelegt. Zuvor aber eine kurze Darstellung des Salzsteueramtes in Westernkotten für den Zeitraum 1816 bis 1867, als der preußische Staat den Salzfaktor einstellte. WM, 16.11.2025
- Zur Geschichte des Salzsteueramt Westernkotten
Die Verwaltung des Salzmonopols, das Salzdebitwesen, unterstand in den westfälischen und rheinischen Provinzen seit 1816 dem Oberbergamt Bonn, bevor dessen Zuständigkeit für die Anlage, Einrichtung und vollständige Versorgung der Salzfaktoreien zusammen mit der bis dahin bei den Bezirksregierungen liegenden Zuständigkeit für Überwachung und Verteilung des Salzes und Verhinderung der Ein- und Durchfuhr fremden Salzes mit Wirkung zum 1. Januar 1822 beim Provinzial-Salzcomptoir in Köln gebündelt wurde. Dieses stand unter unmittelbarer Leitung der Generalsalzdirektion in Berlin und war zuständig für Salzanschaffung, Aufbewahrung, Verpackung und Versendung an die Salzfaktoreien und -sellereien, für die Aufsicht über Kassen- und Rechnungswesen des Salzhandels und für die Kontrolle der Privatsalinen. Mit der Aufsicht über die Ausfuhr des Salzes, die Maßnahmen zum Schutze des Salzmonopols gegen Einbringung fremden Salzes und die Bestrafung der Salzvergehen wurde die Zollverwaltung, also die Provinzialsteuerdirektion samt nachgeordneten Dienststellen, beauftragt. Bereits mit Ablauf des 31. Dezember 1828 wurde das Provinzial-Salzcomptoir in Köln wieder aufgelöst und die Geschäfte auf die Provinzialsteuerdirektionen Münster und Köln übertragen. Die Salzfaktoreien und die Königlichen Salzsellereien wurden, mit Ausnahme der Salzfaktoreien Königsborn (Unna) und Neusalzwerk (dem späteren Bad Oeynhausen), den Hauptzoll- bzw. Hauptsteuerämtern unterstellt.
Bereits für die Jahre 1829 sind in Westernkotten sowohl ein Untersteueramt als auch ein Salzsteueramt belegt, die zunächst dem damaligen Hauptzollamt Paderborn unterstanden. 1846 und 1852 war Hauptamtsrendant Weierstraß Vorsteher des Untersteueramts Westernkotten. Er war zugleich Salzfaktor.

Foto des ehemaligen Salzsteueramtes aus einem Vortrag von Josef Sellmann

Das Gebäude des Salzsteueramtes Westernkotten in der Aspenstraße 8 [Aufnahme ca. 2016, Josef Sellmann]
Mit Schließung des Hauptsteueramts Paderborn mit Ablauf des 31. Dezember 1853 wurde das Untersteueramt Westernkotten dem neu gegründeten Hauptsteueramt Lippstadt unterstellt. 1863 waren in Westernkotten tätig Oberkontrolleur, Steuereinnehmer und Salzfaktor Zumpfort und ein Steueraufseher.
Im Jahre 1867 wurde das Salzmonopol abgeschafft und durch eine allgemeine Salzsteuer ersetzt. Zum 1. April 1898 wurde das mit einem Beamten besetzte Salzsteueramt I in ein Salzsteueramt II umgewandelt. Es befand sich seinerzeit in der Dorfstraße, seit 1945 Aspenstraße.
Durch Gesetz vom 9. Juli 1923 wurde u. a. das System der dauernden Überwachung der Salzwerke aufgegeben und durch eine buchmäßige Steueraufsicht durch die Aufsichtsbeamten der Zollinspektionen (vormals Oberkontrollen) ersetzt. – Das Salzsteueramt Westernkotten wurde, ebenso wie die meisten anderen Salzsteuerämter im Bezirk des Landesfinanzamts Münster, mit Ablauf des 31. März 1924 aufgehoben.
- Salzfaktoren und Vorsteher des Salzsteueramtes Westernkotten
Folgende Salzfaktoren und Vorsteher des Salzsteueramtes Westernkotten kann ich namentlich und mit Quellen nachweisen. Genauere Angaben müssten aber noch erforscht werden, weil nicht immer klar ist, wer welches Amt von wann bis wann bekleidete.
- 1785: Im Kopfschatzregister 1785 wird ein C. Wilmes als Salzfaktor genannt. Er wohnte in der Aspenstraße 5 (später Anwesen Jesse, heute Wohnkomplex, angelegt durch Bauträger Bernhard Krähling). [Quelle: Aus Kuotten düt und dat 1992, Nr. 46]
- 1812-1814: Salzfaktor des Salzwerkes Westernkotten Melchers [Quelle / Archiv: Deutsche Digitale Bibliothek / Landesarchiv-Inventar: „Quittungen für den Salzfaktor Melchers des Salzwerkes Westernkotten“] Melchers, Salzfaktor, wird auch noch als Mitglied des Erwitter Männerschützenvereins für das Jahr (1824 genannt.
- 1821: In einem Mitgliederverzeichnis des Erwitter Männerschützenvereins wird Brockhoff, königlicher Salzfaktor, genannt. [Jahrbuch 2019, Seite 14]
- 1828 kommt Friedrich Wilhelm Brune, Salzfaktor, in der Liste des Erwitter Männerschützenvereins vor. Und in der Liste der Vereinsmitglieder des neu gegründeten Männerschützenvereins Westernkotten ist zu lesen: „Franz Potthoff. Er war Steuerperäquator, also ein preußischer Beamter, der gemäß den Gesetzen die Steuern festsetzte und die Steuerlisten führte. Er wohnte in der Aspenstraße 1 („Kess“) und stammte wohl aus einer Notarfamilie; Franz Erdmann: Salzfaktor, also Rendant der Königlichen Salzsteuerkasse; später von Papenscher Rentmeister, kam aus dem Militärdienst, ab 1843 Gemeindevorsteher, Gründer des Heilbades, evangelisch; Friedrich Wilhelm Brune, Aspenstraße 5, war ebenfalls Salzfaktor. Sein Anwesen erwarb später die Erbsälzerfamilie Jesse. [Quelle: Jahrbuch 2019, Seite 19/20]
- 1829: Aus dem 2. Heimatbuch von Bad Westernkotten – 1987 erschienen – lässt sich ableiten, dass das „Provinzial-Steuer-Direktorat“ in der Aspenstraße 8 gelegen hat, heute das Haus von Ralf Röttger und seiner Frau Christina geb. Kemper. Für das Jahr 1829 wird als Hausbewohner „Brockhoff“ genannt. Der frühere Salzfaktor Friedrich Wilhelm Brune / Bruns wohnt da wohl in der Aspenstraße 5 {Quelle: Quartierlisten].
- 1829 wird in der Quartierliste in dem heutigen Hause Leckhausstraße 1 als Salzfaktor ein Erdmann genannt, wahrscheinlich der spätere von Papensche Rentmeister Franz Erdmann. In derselben Liste findet sich in der Aspenstraße 5 Salzfaktor F.W. Bruns, und für die Aspenstraße 8 ist “Brockhoff, Provinzial-Steuer-Direktorat” notiert [vgl. Heimatbuch von 1987 S. 135 und 137].
- Von 1840 bis 1858 war Wilhelm Weierstraß, der Vater des weltberühmten Mathematikers Karl Weierstraß, Salzfaktor in Westernkotten. Er wohnte in der Aspenstraße 8 [Quelle: Lippstädter Heimatblätter 1988, S. 79 f. und: Salzfaktor Weierstraß in Westernkotten – Vater eines bedeutenden Mathematikers. Von Dr. Josef Hogrebe (Rüthen); in: Heimatblätter Lippstadt 1967, S. 69]. 1846 heißt es: Hauptamtsrendant Weierstraß, 1852 Steuereinnehmer und Salzfaktor Weierstraß.
- 1863 Steuereinnehmer und Salzfaktor Zumpfort [Quelle, auch für die folgenden Angaben: Räker, Jörg: Die Zollstellen im Bezirk der Oberfinanzdirektion Münster (1818-2015), Dortmund 2016]
- 1870/1877 Salzsteuereinnehmer und Stempel-Distributeur Schreiber
- 1882 – 1891 Salzsteuereinnehmer Bollhöfner
- 1891 – 189? Salzsteuereinnehmer Karst
- 1898 Salzsteuereinnehmer Krüger
- 1904 Salzsteuereinnehmer Sievert
- 1914 Zolleinnehmer Schöning
Literatur:
- Hogrebe, Josef, Salzfaktor Weierstraß in Westernkotten, in: HB 48 (1967), S. 69-70
- Räker, Jörg: Die Zollstellen im Bezirk der Oberfinanzdirektion Münster (1818-2015), Dortmund 2016
- Marcus, Wolfgang, Salzfaktoren in Westernkotten, in: Aus Kuotten…Nr. 46 (1992)
- Ders. Stammvater der Fürsten Wrede wohnte auch in Westernkotten, auf meiner Homepage unter „Aufsätze 2025“
- Ders. Salzsteueramt in Westernkotten – im Bezirk der Oberfinanzdirektion Münster gelegen, auf meiner Homepage unter „Aufsätze 2024“