2026: Mode-Eck, Joy, Fritten-Schmiede, da Mario, Gabbiano

Wolfgang Marcus                                                          

Die Pizzeria in der Leckhausstraße 7a

In der Leckhausstraße 7 stand bis 1977 nur ein älteres Gebäude, die Schmiede von Johannes Funke. Er war als Hufschmied tätig, reparierte landwirtschaftliche Geräte und führte Salzpfannenreparaturen durch. Mit seinem Tode im Jahre 1948 erlosch der Betrieb, da keine Nachkommen da waren. Von der ehemaligen Schmiede, einem alten Fachwerkhaus, sind nur noch Gebäudereste zu sehen.

Zum 1. April 1977 richtete Ingrid Beckhoff im Erdgeschoss des gerade neu errichteten Wohnhauses in der Leckhausstraße 7a, direkt neben der ehemaligen Schmiede Funke ein Damenoberbekleidungsgeschäft mit Namen „Mode-Eck“ ein und wagte so den Schritt in die Selbstständigkeit.

Als dann Anfang der 1980er Jahre ein deutlicher Rückgang bei den Kurgästen zu verzeichnen war, beendete sie diese Tätigkeit und schloss einen 10-Jahres-Mietvertrag mit einem Unternehmer aus Delbrück. Über diesen Weg eröffnete im Mai 1982 anstelle des Bekleidungsgeschäftes das Bistro „Joy“. Erster Pächter war Mike Heidemann. In der folgenden Zeit wechselten allerdings die Pächter häufig. Am 1. 7. 1986 übernahm Erika Zaccaria die Räumlichkeiten und richtete dort eine Pizzeria ein. Nach zwei Jahre übernahm ihre Tochter Claudia die Pizzeria.

Ab 21.3.1991 führte Ingrid Beckhoff gemeinsam mit ihrem Mann Heinrich Beckhoff das frühere “Joy” als “Frittenschmiede” selber weiter. Bei dem Namen wurde Bezug genommen auf die ehemalige Schmiede.

1991 hieß die Pizzeria Gabbiano noch „Frittenschmiede“.

Bereits ein Jahr später endete der 10-Jahres-Vertrag mit dem Verleger aus Delbrück. So verpachtete Familie Beckhoff die die Pizzeria an Mario Gravina und seine Lebensgefährtin Annette Bräker, die auch die neue Einrichtung besorgten. Fortan nannte sich die Pizzeria „da Mario“ (= von Mario). Bereits ein Jahr später wurde mit viel Eigenleistung ein Biergarten vor der ehemaligen Schmiede angelegt.

Nach dreizehn Jahren war dann die Zusammenarbeit mit Mario Gravina beendet, und Heinz und Ingrid Beckhoff führten für ein Jahr die Pizzeria, jetzt unter dem Namen „Gabbiano“, wieder selbst. Bei dem Namen hatten Eindrücke vom Gardasee-Urlaub Pate gestanden, denn Gabbiano bedeutet Möwe. Der Biergarten unterstreicht diese südländische Prägung. Die Eröffnung als „Pizzeria Gabbiano“ fand am 8.7.2005 statt.

Zum 1.9.2006 eröffnete sich dann die Möglichkeit, die Pizzeria an einen früheren Mitarbeiter, Mato Dzijan – ein gebürtiger Kroate – zu verpachten. Mato Dzijan war bis etwa 2017 Pächter des Objektes, und seine Pizzen und leckeren Salate waren im ganzen Ort und bei Gästen sehr geschätzt.

Zum 1.7.2016 verkaufte das Ehepaar Ingrid und Heinz Beckhoff das komplette Objekt, also das 1977 errichtete Wohnhaus mit der Pizzeria in Parterre, sowie die alte Schmiede Funke, und zog zur Tochter Nina nach Krefeld. Der neue Eigentümer ist der Inder Onkar Teer, ein Unternehmer aus Lippstadt.

In einem Aufsatz aus dem Jahr 2017 schrieb ich Wir wünschen der Pizzeria, die südländisch-italienisches Flair nach Bad Westernkotten bringt, weiterhin eine gute Zukunft!

Dies scheint in Erfüllung zu gehen, wie wir selbst Anfang Dezember 2025 erleben konnten und wovon die Tageszeitung wie folgt berichtete:

Alter Name, neuer Inhaber: Pizzeria Gabbiano in Bad Westernkotten ist zurück.

Patriot, 27.12.2025: Alter Name, neuer Inhaber: Pizzeria Gabbiano in Bad Westernkotten ist zurück. Die Pizzeria Gabbiano in Bad Westernkotten ist zurück – Von Soraya Dietz – Bad Westernkotten – Die Pizzeria Gabbiano in der Leckhausstraße wurde von den Kurortbewohnern schon schmerzlich vermisst – jetzt gibt es sie wieder. Familie Toor, denen das Gebäude schon seit 20 Jahren gehört, hat sich entschlossen eine Pizzeria zu eröffnen. „Uns haben ganz viele Leute aus der Umgebung angesprochen, die traurig waren, dass hier keine Pizzeria mehr ist.“ Zur Erinnerung: Die vorherigen Betreiber haben im September den Standort gewechselt und betreiben nun ein italienisches Restaurant in der Osterbachstraße. Und zack, so schnell kann es gehen, da hat die Familie das Zepter – äh den Pizzaofen – einfach mal selbst in die Hand genommen. Ursprünglich kommt sie beruflich aus der Textilbranche. Doch Inhaber Onkar Toor hatte Connections. „Unser Vater kannte einen guten Koch, der schon seit langer Zeit in der italienischen Gastro arbeitet“, berichtet Gurpreet Toor, Sohn des Besitzers. Daher sei der selbstgemachte Pizzateig auch besonders gut. Den alten Namen „Gabbiano“ beizubehalten war übrigens eine bewusste Entscheidung. Denn: Familie Toor möchte an die gemütliche Wohlfühlatmosphäre vom damaligen Besitzer (von vor zwei Jahren) anknüpfen. Am dritten Dezember war Startschuss für das neue Restaurant. Das erste Wochenende war laut Sohn Haarpret bereits gut besucht: „Wir waren positiv überrascht und hatten nicht mit so viel Andrang gerechnet.“ Deswegen suche die Familie jetzt auch schon nach mehr Personal, um den vielen Bestellungen und Gästen gerecht zu werden. Geöffnet hat die Pizzeria nun immer dienstags bis sonntags von elf bis 14 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Montags ist Ruhetag. Bald sind sie auch online zu finden, sodass Gäste schon dort die Speisekarte einsehen können. Die wurde eigens vom Koch erstellt und baue auf alt Bewährtes, aber auch Neues. Und was hat es mit den Gerüchten auf sich, in denen von einem indischen Restaurant an gleicher Stelle gemunkelt wurde? Das haben sich die Heilbadbewohner wohl selbstständig zusammengereimt – Gurpreet schließt eine Fusion mit der indischen Küche aber für die Zukunft nicht aus. Dass es jetzt zwei Pizzerien in Bad Westernkotten gibt, sehen Toors auch nicht als Problem: „Das ist keine direkte Konkurrenz, wir haben ja ein ganz unterschiedliches Angebot. Die anderen ziehen das auch ganz anders auf.“  Pläne für die Zukunft hat Familie Toor auch schon. Im Sommer soll dann auch der Biergarten, der zum Grundstück gehört, schön gemacht werden und für Gäste öffnen.

Ali Suliman ist als Koch bei Gabbiano eingestiegen und bereitet den Pizzateig frisch zu. Fotos: Soraya Dietz