2025: Süchtig nach sogenannten Sozialen Medien – auch in Bad Westernkotten?

Wolfgang Marcus

Wenn ich mit dem Bus fahre, in der Bushaltestelle warte oder im Kurpark spazieren gehe: Überall sehe ich Menschen – besonders viele Jugendliche und junge Erwachsene – die etwas auf ihrem Handy/Smartphone lesen oder einfach nur „daddeln“. [1]

Jetzt las ich dazu einen sehr passenden Bericht in der Tageszeitung „Der Patriot“:

Smartphone-Verbot an Schulen?

Berlin – Mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland weisen einer Studie zufolge einen problematischen Konsum sozialer Medien auf. Das geht aus einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor. Bei 21,4 Prozent der befragten 10- bis 17-Jährigen wurde eine riskante Nutzung von sozialen Medien festgestellt, also ein Gebrauch, der laut Studienautoren mit einem erhöhten Risiko für die physische oder psychische Gesundheit einhergeht. Weitere 4,7 Prozent nutzen soziale Medien derzeit sogar pathologisch, sind also süchtig. 2019 – also vor der Corona-Pandemie – lagen diese Zahlen noch bei 8,2 Prozent (riskante Nutzung) beziehungsweise 3,2 Prozent (pathologische Nutzung). Die problematische Nutzung stieg also um 126 Prozent. Im Schnitt nutzen Kinder und Jugendliche derzeit 157 Minuten täglich Social Media. „Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist zu einem dauerhaften und ernsten Problem geworden“, erklärte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wenn junge Menschen ohne Ende online sind, dann schadet das häufig der Gesundheit und führt zu sozialen Konflikten.“ Storm plädierte daher für ein neues Schulfach „Gesundheit“. [P, 13.03.2025]

Jede Stunde weniger Handy ist ein Gewinn

Natürlich löst ein Handyverbot an Schulen nicht alle Probleme von Kindern und Jugendlichen.

Dafür sind diese zu vielschichtig. Es wäre aber ein Anfang und ein wichtiges Zeichen an Schüler, Eltern und die Gesellschaft: „Wir haben verstanden und ziehen die Reißleine.“ Doch die Bildungsminister der Länder drücken sich weiterhin um ein gemeinsames Vorgehen. Sie scheuen eine klare Ansage und setzen so jene Kuschelpädagogik fort, die eine wichtige Lektion im Leben verlernt hat: Konsequenz. – Die Studien über die Schädlichkeit von Smartphones und von nicht wenigen Apps, die sich dort befinden, sind zahlreich. Den Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung und psychischer Gesundheit sollten selbst die mitbekommen haben, die man nur noch mit dem Gerät vor der Nase über die Straße gehen sieht. Erst in dieser Woche kam eine Studie zu dem Ergebnis: Ein übermäßiger Konsum digitaler Medien hat negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Erwachsenen in Deutschland… Die Formel lässt sich vereinfacht so zusammenfassen: mehr Smartphone gleich mehr Stress und mehr depressive Symptome. Weniger Smartphone gleich weniger Schlafprobleme und weniger Unwohlsein. Soziale Medien sind eben nicht immer sozial. Aber auch das wissen wir alle schon lange. – Und keine Angst: Mit einem Smartphoneverbot an Schulen werden unsere Kinder nicht zu fortschrittsfeindlichen Neandertalern. Es geht um das Nein zur Nutzung des privaten Handys auf dem Schulgelände und während der Schulzeit. Ja, viele Kinder werden zu Hause weiter am Handy sein. Aber jede Stunde weniger ist ein Gewinn für die Gehirnentwicklung. Auch das sagen Studien. – Gegen die Arbeit mit schuleigenen Tablets im Unterricht spricht – wenn es altersgerecht passiert und inhaltlich passt – dagegen nichts. Im Gegenteil: Jede Förderung von Medienkompetenz ist willkommen, weil dringend notwendig. [Patriot, 22.3., Kommentar von Alexander Schäfer] – Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.

Daddeln, Scrollen, Wischen – gefangen im Netz


[1] Umgangssprachlich bedeutet „daddeln“ wohl: an einem Spielautomaten spielen. Herkunft: Das Verb daddeln ist niederdeutschen Ursprungs und geht auf das niederdeutsche daddeln oder doddeln = stottern, stammeln zurück.