Der ehemalige Männergesangverein wurde 1934 gegründet. Im Heimatbuch von 1934 [Seiten 427-429] sind dazu folgende Ausssagen gemacht:
Die Geburtsstunde des Männergesangvereins Bad Westernkotten war am 28. März 1934 um 20.00 Uhr. An diesem Tage waren 17 sangesfreudige Männer zusammengekommen,um den Gesangverein zu gründen. Franz Mintert wurde dabei zum 1. Vorsitzenden, Fritz Pieper zu seinem Stellvertreter gewählt. Schriftführer wurde Ludwig Mintert, Kassierer Willi Kemper und Vergnügungswart Franz Jesse. Als erster Chorleiter konnte Heinrich Busch aus Lippstadt gewonnen werden. Vereinslokal wurde die Gaststätte „Dietz“. Noch heute ist der Männergesangverein in den Räumen dieses Hauses beheimatet. Mit viel Schwung ging der junge Verein an die vor ihm liegenden Aufgaben.
Am 12. Mai 1936 wurde das Fest der Fahnenweihe des Gesangvereins gefeiert. Bei diesem
Fest konnten die Sänger zum ersten Mal ihre chormusikalischen Leistungen in der Öffentlichkeit unter Beweis stellen. Zahlreiche Chorkonzerte folgten.- Beim ersten großen deutschen Bundesfest des Deutschen Sängerbundes war auch eine Abordnung aus Westernkotten in Breslau, vertreten durch die Sangesbrüder Franz Mintert, Franz Hörster und Heinrich Kleine. Als Anfang 1939 Chormeister Busch starb, trat Ferdinand Schäfers, der heutige Ehrendirigent, an seine Stelle. 25 Jahre führte er den Dirigentenstab.

Der MGV Bad Westernkotten vor dem Niederwalddenkmal

Als 1939 der zweite Weltkrieg begann, mußten auch viele Sangesbrüder die Heimat
verlassen. Mit der Jahreshauptversammlung am 09.06.1940 war zunächst die Tätigkeit
des Vereins beendet. Jedoch fanden sich nach Kriegsende alte und junge Sänger, um
das begonnene Werk fortzusetzen. Sangesbruder Ferdinand Günnewig hatte zu einer
Zusammenkunft eingeladen. Es wurde ein neuer Vorstand unter dem Vorsitz von Fritz
Brexel gewählt. Als Chorleiter konnte Herr Pannenbecker aus Warstein verpflichtet
werden. In kurzer Zeit hatte der Verein wieder die alte Stärke. Es waren weit über 50 aktive
Mitglieder. Innerhalb des Vereins bildete sich unter Leitung von Joachim Kaesler eine
Theatergruppe. Unvergessen bleiben die zahlreichen Aufführungen vor allem die Stücke
„Die Heilige Elisabeth von Thüringen“, „Die Bettelprinzessin“ und „Winzerliesel“. Der
Erlös aus dem Theaterstück „Die heilige Elisabeth von Thüringen“ wurde für die
Anschaffung einer neuen Kirchturmuhr gestiftet. – Mit der Eröffnung des Kurbetriebes und des Kurhauses in Westernkotten begann eine neue Art musikalischer Aufgaben. Unentgeltlich stellten sich die Sänger viele Jahre in den Dienst einer guten Sache: regelmäßige Chorkonzerte im Garten des Kurhauses unter den schönen alten Kastanienbäumen wurden für Gäste und Einheimische aufgeführt. – Beim Festkonzert in der neu errichteten Volkshalle zum 25jährigen Bestehen am Im Grußwort würdigte Herr Kurdirektor Gröger unter anderem die Mitgestaltung des kulturellen Beitrages des MGV im Heilbad. Beim traditionellen Weinfest im Oktober 1974 wurde der Chorleiter Schäfers für seine langjährige Tätigkeit geehrt.
Als 1976 die neue Pfarrkirche in Bad Westernkotten eingeweiht wurde, wirkte der MGV
mit. Bei dem am gleichen Tag durchgeführten Weinfest war der Erzbischof von Paderborn,
Dr. J.J. Degenhardt, Gast des MGV.
Als Weihnachten 1977 Chorleiter Ferdinand Schäfers plötzlich erkrankte, bemühte sich
der Verein kurzfristig um einen Ersatzdirigenten. Der derzeitige Kreischorleiter Heinz
Stuckemeier übernahm bis 1980 den Dirigentenstab. Im März 1980 konnte Peter Hänsch
als neuer Chorleiter gewonnen werden. Gleichzeitig wurde Ferdinand Schäfers zum
Ehrenchorleiter ernannt. – Peter Hänsch hat neues, modernes Liedgut in den Verein gebracht, an dem alle Sänger Freude haben. Seiner unermüdlichen Arbeit bei den Proben ist es zu verdanken, daß der Verein zu jeder Zeit kurzfristig in der Lage ist, Konzerte für die hier zur Kur weilenden Gäste und die Einwohner des Ortes vorzutragen. Vorsitzender Heinrich Kerkhoff wurde am 10.12.1982 für seine 25jährige Tätigkeit als Vorsitzender im Auftrag des DSB geehrt.
In der Jahreshauptversammlung 1983 wurde ein neuer Vorstand unter dem Vorsitzenden
Rolf Mertens gewählt und Heinrich Kerkhoff zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Im Laufe der ersten Monate seiner Tätigkeit gelang es dem neuen Vorstand, die Schar der
aktiven Sänger ganz erheblich zu vergrößern.
Am 26. Mai 1984 wurde in der Volkshalle das 50jährige Bestehen festlich begangen.
12 Gastvereine trugen mit zur Gestaltung des Festes bei. Für 50jährige Mitgliedschaft
wurden die noch lebenden Mitbegründer Anton Spiekermann, Willi Kemper und Kaspar
Schäfers mit der goldenen Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes ausgezeichnet.
Anfang 1986 wurde die Verbundenheit im MGV auch äußerlich durch die Anschaffung
einer zeitgemäßen Vereinsnadel gezeigt, in der das Wahrzeichen des Heilbades in Verbindung mit der Wolfsangel und dem Violinschlüssel enthalten ist.“
Über den Männergesangverein wurden einige mehrere Artikel und Aufsätze geschrieben worden, hier die wichtigsten: 1. o. V: Liederklang über Westernkotten – 1934 wurde der Männergesangverein Westernkotten gegründet – 1936 fand die Fahnenweihe statt; aus: Der Patriot vom 18.5.1936; 2. Marcus, Wolfgang /Klausmeyer, Heijo, Zur Geschichte des Männergesangvereins (MGV) Bad Westernkotten, des MGV Erwitte und des MGV Stadt Erwitte; Jahrbuch 2021, S.134-146 [darin auch zahlreiche Fotos]; 3. Marcus, Wolfgang, Lieder zum Karneval in Bad Westernkotten vom Männergesangverein (1954), in: Vertell mui watt, Nr. 319
Der MGV hat sich 2011 aufgelöst, die verbliebenen Mitglieder haben sich dem MGV Erwitte angeschlossen, der aber mittlerweile auch nicht mehr existiert. Die Akten des MGV Bad Westernkotten wurden 2020 mit einem Depositalvertrag an das Stadtarchiv Erwitte übergeben. WM
Auflösung des MGV Erwitte im Jahr 2023
Der Patriot berichtet am 3.4.2023 von der Auflösung des fusionierten Männergesangvereins:
Der letzte Ton nach 138 Jahren [P3.4.2023]
138 Jahre war der Männergesangverein fester Bestandteil der Erwitter Vereinslandschaft. Mitgliederschwund und Nachwuchsprobleme machten dem Chor jedoch zu schaffen. Nun haben die übrigen Sänger die Auflösung beschlossen.
Erwitte – „Grüß Gott mit hellem Klang“ – mit diesem „Deutschen Sängergruß“ eröffnete der Männergesangverein Stadt Erwitte in den vergangenen 138 Jahren hunderte Veranstaltungen, Konzerte und Sängertreffen. Nun verstummt der Verein für immer. In der letzten Generalversammlung haben die Mitglieder die Schließung beschlossen, wie der Vorsitzende Franz-Josef Meiswinkel und Geschäftsführer Heinz-Josef Klausmeyer nun mitteilten.
Die Zahl der aktiven, aber auch passiven Vereinsmitglieder sei in den letzten 30 Jahren altersbedingt und ohne entsprechenden Nachwuchs kontinuierlich gesunken. Schon 2006 zeichnete es sich ab, dass unbedingt dem Mitgliederschwund entgegengewirkt werden musste und so schloss man sich mit den Sängern des Männergesangvereins Bad Westernkotten zusammen, der dieselben Probleme hatte. So konnte wieder ein Chor mit über 50 Aktiven entstehen. Aber das Hauptproblem, neue Sänger zu finden, war damit nicht vom Tisch. Seit dem vergangenen Jahr war es nicht mehr möglich, die einzelnen Stimmen für einen öffentlichen Auftritt zu besetzen.
Seit der Gründung im Jahr 1885 hatte der Chor seine Heimat im Hotel Büker. Hier, in der Hellweghalle, im Stadttheater in Lippstadt, bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Volkstrauertag, Kurkonzerten und bei den vielen Auslandsreisen ist der Chor unzählige Male aufgetreten. „Der Erwitter Bevölkerung werden die stets ausverkauften Karnevalsveranstaltungen in guter Erinnerung sein“, ruft der Vorstand im Schreiben in Erinnerung. Angesichts der Probleme seien Alternativen geprüft worden, zum Beispiel die Umwandlung in einen gemischten Chor. Aber auch dies habe keine Aussicht auf einen Fortbestand gebracht. Nachdem im letzten Jahr zu den Proben manchmal nur noch zehn Sänger gekommen waren, musste der Vorstand auch über die Schließung des Vereins nachdenken. Der Beschluss für das endgültige Aus fiel nun in der Generalversammlung.
An den Mitgliedern geht die Auflösung des Vereins nicht spurlos vorbei, wie Franz-Josef Meiswinkel im Gespräch mit der Redaktion deutlich macht: „Da ist eine tiefe Traurigkeit vorhanden. Wir haben uns speziell in den letzten 20 Jahren intensiv um Nachwuchs bemüht. Aber wir sind eine aussterbende Spezies.“ Meiswinkel selbst war 60 Jahre Mitglied (siehe Infokasten). Der Schritt zur Schließung sei über ein Jahr diskutiert und vorbereitet worden. „Wenn nur noch wenige auf der Bühne stehen, ist irgendwo eine Grenze erreicht. Wir möchten ja auch mit Würde gehen und uns nicht blamieren. Wir können nicht mehr.“ Der Chor verabschiede sich nichtsdestotrotz mit ganz herzlichem Dank an die Zuhörer und Förderer.
In der letzten Generalversammlung konnte der Vorsitzende noch Urkunden für die langjährige Arbeit im Chor verleihen. Für seine 25-jährige Zugehörigkeit, die schon 2022 in der Coronazeit war, wurde Franz Schulte geehrt. Für 65 Jahre erhält Armin Kokoska, der der Versammlung nicht beiwohnen konnte, eine Urkunde. Auch der Vorsitzende Franz-Josef Meiswinkel selbst bekam für seine 60-jährige Vereinstätigkeit seine Urkunde vom 2. Vorsitzenden Horst Ptasinski.
