2025: Ämterrechnungen Westernkotten und Erwitte 1587/1588

Von Wolfgang Marcus

Beim Ordnen meiner Akten fand ich auch noch einen Bestand mit Abschriften von Erwin Schöneweiß, die er im Vorfeld der Erstellung des Heimatbuches „Bad Westernkotten – Altes Sälzerdorf am Hellweg“, Lippstadt 1987, erstellt hatte.[1] Herr Schönweiß wohnte damals mit seiner Frau Maria bei Emmy und Ferdinand Mönnig als Mieter in der Weringhauser Straße neben der ehemaligen Weringer Mühle. Hier die Totenzettel des Ehepaares Schöneweiß:

Erwin Schöneweiß konnte alte Schriften sehr gut lesen und Abschriften in sehr gut lesbarer Handschrift davon erstellen. Mit dem Heimatverein hatte er vor allem über Ulrich Dalhoff aus Bettinghausen zusammengearbeitet, den wir bei der Erarbeitung des Heimatbuches als ABM-Kraft mit geschichtlichen Kenntnissen eingestellt hatten.[2]

Ämter-Rechnungen Erwitte Anröchte 1587ff.

Erwin Schöneweiß schreibt folgendes Vorwort: „Eine einzigartige, sehr wenig bekannte Quelle für den Raum des Hochstifts Paderborn sind die sogenannten Ämter-Rechnungen. In jährlichen Registern werden alle Einnahmen und Ausgaben des Fürstbischofs aufgeführt. So kommt fast jede Person im Hochstift in diesen Registern vor; für Zeiten, in denen keine Kirchenbücher bestehen, können diese Register Kirchenbuch-Ersatz sein. Eine Rekonstruktion der Genealogie gelingt sehr häufig. – Die Strafregister (= Brüchten) geben praktisch zu jedem Vorfahren etwas her. Hier werden die Menschen wieder lebendig mit ihren Bestrebungen, Wünschen und Charakterzügen. Vom Totschlag über die Beleidigung, Flurschäden, Diebstahl bis zu Zollvergehen ist alles in Kurzangaben genau registriert. – Bisher wurden diese Ämter-Rechnungen kaum ausgewertet. In vielen Bänden ist kein oder nur ein einziger Benutzervermerk eingetragen. Die erdrückende Fülle von 2475 Bänden wird die meisten von einer Auswertung abgehalten haben. – Diese Bände werden in Münster, im Staatsarchiv, aufbewahrt. Es ist sicher interessant die familiengeschichtlich betreffenden Teile für die Familien aufzuschließen, z.B. Weinkauf, Einzüge, Erbteilung, Freilassungen, Wechsel der Eigenbehörigkeit und die Brüchten-Register. Die Bestände von Westernkotten-Erwitte datieren von 1582 bis 1792, so dass ein Anschluss an die Erwitter Kirchenbücher, die 1661 beginnen, ohne weiteres gefunden werden kann. Da sich aber gerade in Westernkotten die ständigen Renten gerade in den ersten immer wiederholen, bringt auch eine Übersicht im Wechsel von 10 Jahren schon eine interessante Übersicht. Lediglich die wechselnden Einnahmen müssen sorgfältig beobachtet werden.“

Es folgt die von Schöneweiß transkribierten ersten drei Seiten (ohne Summenangaben), dann alle 30 Seiten als Scans.[3]

Erwitte 1587/88: An Vorfällen, Brüchten[4] beide zu Erwitte und Westernkotten dieses Jahres aufgenommen und gefallen
Bauer Plümpe zu Erwitte, eine amtshörige Verstorbene, nach Amtsgerechtigkeit das verwerfliche Gut und das Ehr fünft ohne freies Gut gehabt, seine nachgelassene Hausfrau, welche an sich gekauft haben…  
Item Johann Becker, dass er mit der Kerkhoffschen ein auskömmliches Leben geführt, und haben das in dem Klüsener Salzhause gesotten gibt…   
Adrian Löper hat den Vertrag nicht gekündigt und am hellen Tage gesotten gibt…   
Item August Kramer hat die Södder veranlasst, auch während des Gottesdienstes gesotten und Wasser getreten zu haben, gibt…   
Redeker hat gesotten am hellen Tage, doch die Knechte hatten ein Vorwissen, gibt…  
Der Kerkhoffsche Knecht hat meinem Fuhrmann etwas(?) von der Karre abgenommen, gibt…   
Johann Heußen hat gegen alten Gebrauch nach Weihnachten gesotten, gibt…  
Johann Engelbert, Johann Borchert, Jobst Schmedker gegen den alten Gebrauch gesotten…   
Augustus Kramer hat etliches Holz ohne Kanne verkauft, aber zugegeben freiwillig und machte umgewandelt…  
Adrian Schwartke, dass er gesotten, somit nicht bezahlt. Auch bis zur Bauersprache zu dem Salzsieden erbeutet, gibt…   
Summe ohne Vorfälle und Brüchte dieses Jahres zu Westernkotten gefallen…
Hiervon sind 10 Pfennig abgezogen, verbleiben…
    

Es folgen die 30 Tabellen-Seiten der Tabelle als Scan bzw. Abbildungen:


[1] Weitere Bestände sind ein Pressebericht aus dem „Patriot“ vom 9.2.2011 anlässlich des 300. Geburtstages von Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg, nähere Angaben zu einem Findbuch in Münster über Bestände des Amtsgerichts Lippstadt und ein Flyer aus Liesborn vom dortigen Museum Abtei Liesborn aus dem Jahr 2010 mit dem Titel „1810-2010 – 200 Jahre Bauernbefreiung in Westfalen“.

[2] Ulrich Dalhoff ist auch heute noch Ortsheimatpfleger von Bettinghausen.

[3] Ich habe den Text, vor allem die Familiennamen, in unsere heutige Schreibweise übertragen, so dass das Auffinden leichter ist. Auf die Zwischenaddition der einzelnen Seiten und das Überprüfen der Gesamtzahlen habe ich verzichtet. Die Original-Abschrift kann bei Bedarf bei mir eingesehen werden.

[4] Zum Thema Brüchten vgl. auch das Heimatbuch von Erwitte aus dem Jahr 1936. Darin kommt der Begriff Brüchte (oder Brüchten-Meister, Brüchten-Gelder, Brüchten-Verkehr) 17-mal vor.