Von Wolfgang Marcus
Im Rahmen meiner Recherchen zur Geschichte des Lobetags habe ich auch die Ausgaben des „Patriot“ durchgesehen, der bekanntlich seit 1848 erscheint. Klare Erkenntnis: von 1848 bis 1905 erscheint das Wort „Lobetag“ kein einziges Mal im „Patriot“. Erst 1906 wird der Lobetag zum ersten Mal erwähnt. Es folgt nun der ganze Text in Transkription und als Foto des Textes, so dann eine persönliche Einschätzung.
Lobetag im „Patriot“ vom 10.7.1906
Westernkotten, 7. Juli. Der heutige Tag war für unsere Gemeinde ein Ehrentag denkwürdigster Art; hatten wir doch die noch nie dagewesene hohe Ehre, unseren teuren Oberhirten, den hochwürdigsten Herrn Bischof Wilhelm einen Tag in unserer Mitte zu haben. Die Straßen des Ortes prangten im Festgewande. Am Freitagabend gegen 7 Uhr trafen ihre Bischöfliche Gnaden von Bökenförde kommend in Begleitung einer Reihe von Wagen, Reitern und Radfahrern hier ein und wurde in der Nähe der Kirche von Herrn Pfarrer Bokel und den zur Aushilfe hier anwesenden Welt- und Ordenspriestern feierlich empfangen. Herr Bokel begrüßte den hochwürdigsten Herrn mit einer kurzen herzlichen Ansprache, wobei er seiner Freude Ausdruck gab, dass der Besuch Sr. Bischöflichen Gnaden durch einen glücklichen Zufall gerade mit der hiesigen altehrwürdigen Lobetagsfeier zusammentreffe. Unter den üblich kirchlichen Empfangszeremonien ins Gotteshaus geleitet, hielt der hochwürdigste Herr, vom Altar aus, eine längere Ansprache an die versammelte Gemeinde, worin hochderselbe seine Freude aussprach, dass die hiesigen Bewohner ihren Lobetag, das alte Gelöbnis der Vorfahren aus schwer bedrängter Zeit, stets so treu gehalten hätten. Der hochwürdige Herr sprach das, wahrhaft apostolische Worte der Mahnung zum christlichen Leben, besonders betonend die Notwendigkeit, den Wert und die Wichtigkeit des Gebetes und der Arbeit.
Am folgenden Tage, dem ersten Lobetage, vormittags 9 Uhr, nachdem Sr. Bischöflichen Gnaden feierlich vom Pfarrhause abgeholt worden, begann die Konsekration des Hochaltars unserer Pfarrkirche. Daran schloss sich die Spendung der hl. Firmung und ein feierliches Leviten-Hochamt „coram Episcopo“, welch letzteres von einem Sohne unserer Gemeinde, dem Herrn Kaplan Hollenbeck, Hamm, zelebriert wurde, während die Herren P. Tilmann und P. Medardus aus Rietberg ministrierten.
Nach dem Evangelium bestieg der hochwürdigste Herr in vollem Ornat die Kanzel und hielt in Anknüpfung an die Altarkonsekration, eine Predigt über die Bedeutung des Altars in der katholischen Kirche und knüpfte daran ergreifende Mahnungen für die Firmlinge, deren Herzen der hl. Geist durch die Firmung zu Altären geweiht habe, aus dem sie täglich den Weihrauch des Gebetes, und die Opfer der Arbeit und der Abtötung Gott darbringen sollten.
Erwähnt sei noch, dass Herr Hauptlehrer Tuschhoff sich um einen guten Sängerchor bemüht hatte, der wesentlich dazu beitrug, dass die feierlichen Handlungen recht wirkungsvoll und exakt ausgeführt werden konnten. Nachmittags 5 Uhr erfolgte die Abfahrt Sr. Bischöflichen Gnaden nach Erwitte.
Möge diese seltene und in allem so schön verlaufende Feier, wodurch der diesjährige Lobetag den hiesigen Pfarrkinder unvergesslich sein wird, gute Früchte bringe und in der Gemeinde besonders das Glaubensleben und die Liebe zu unserer hl. Kirche wecke und belebe!

Kurzes Fazit
Die erste Erwähnung des Lobetags im „Patriot“ 1906 hat sicherlich mit folgenden Dingen zu tun:
- Persönlicher Besuch des Bischofs aus Paderborn.
- Konsekration des Hochaltars, was wohl seit der Gründung der eigenen Pfarrei im Jahre 1902 noch nicht erfolgt war.
- Hohe Wertschätzung des Bischofs für die „altehrwürdige Lobetagsfeier“.
- Weitere Dankesworte des Bischofs, auch für den „Sängerchor“, den der damalige Hauptlehrer Tuschhoff organisiert hatte.
Die nächste große Bewertung des Lobetags in der Presse fand dann 1935 statt, da in diesem Jahr die 300-Jahrfeier begangen wurde. Und ein Jahr zuvor hatte Hedwig Probst bereits einen sehr gelungenen Aufsatz über den Lobetag erstellt, auf den der „Patriot“ aufmerksam wurde.