2025: Stammvater der Fürsten Wrede wohnte auch in Westernkotten

Von Wolfgang Marcus (Bad Westernkotten)

Am 21.2 2007 schrieb mir Herr Heinrich Josef Deisting, der damalige Stadtarchivar von Werl, einen Brief. Er berichtet davon, dass er „nach meinem Vortrag in W. ein neues positives Indiz“ zur bayrischen Familie Wrede gefunden habe. Und weiter heißt es: „In dem Beitrag, den ich hoffentlich im Südwestfalenarchiv Bd. 7/2007 …veröffentlichen werde, nimmt der Raum Erwitte-Westernkotten-Störmede-Geseke eine zentrale Stellung ein.“

Ich hatte damals aufgrund meiner zahlreichen Verpflichtungen in Kommunalpolitik, Schule uvm. keine Gelegenheit, mich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. – Jetzt habe ich mir über das Stadtarchiv Arnsberg den über 30 Seiten langen Aufsatz besorgt und einige Zusammenhänge zu Westernkotten ermittelt.

Titel des Aufsatzes

Der Aufsatz trägt den Titel „Der Stammvater der Fürsten Wrede, Heinrich Wrede (1642-1720), aus Werler Familie“. Deisting geht es vor allem darum, Werl als Ursprungsort der von Wredes nachzuweisen. Dabei gelingt es ihm sogar, zwei Nachrufe auf Heinrich von Wrede zu finden. Hier eine Abbildung:

Und auch das Haus derer vor Wrede in Werl kann er nachweisen:

Und hier die Unterschrift des Heinrich von Wrede:

Und hier noch das Siegel des Heinrich Wrede:

Bayrisches Adelsgeschlecht

„Die Wrede sind ein aus der Kurpfalz stammendes bayerisches Adelsgeschlecht ursprünglich westfälischer Herkunft. Bedeutendster Repräsentant dieser Familie war Carl Philipp von Wrede (1767–1838), der zur Zeit Napoleons als bayerischer Generalfeldmarschall und Diplomat wirkte.“ [1] Schon die Aussage „ursprünglich westfälischer Herkunft“ deutet ja auf unseren Raum hin. Und Deisting führt sogar den Nachweis, dass Heinrich Ferdinand Wrede (*1642, †1720) der Stammvater der Fürsten Wrede ist. Sicherlich liegt sein Interesse an dieser Familie auch in der Tatsache begründet, dass viele Wurzeln der Familie Wrede in Werl liegen.

Zur Geschichte der von Wredes heißt es: „Der kurpfälzische Beamte Ferdinand Joseph Wrede (1722–1793) wurde 1790 in den erblichen Adelsstand erhoben, bereits im Jahr darauf erlangte er auch den Reichsfreiherrenstand. Er war kurpfälzischer Regierungsrat und Landschreiber des Oberamtes Heidelberg. Aus seiner Ehe mit Katharina, geborener Freiin von Jünger, stammten dreizehn Kinder. Eigentlich war sie eine verwitwete Pfeffer und die Tochter des Gastwirts »Zum Löwen« und Ratsherrn zu Bruchsal Johann Andreas Jünger und seiner Frau Maria Magdalena geb. Gall. Sie wurde am 26. Januar 1729 in Bruchsal geboren, heiratete am 21. März 1746 Ferdinand Joseph Wreden und starb am 28. März 1804 in Heidelberg. – Als jüngstes Kind dieses Paares wurde 1767 Carl Philipp von Wrede geboren. Als Offizier und Diplomat in bayerischen und französischen Diensten erlangte er 1809 den erblichen Grafenstand in der französischen Noblesse impériale (Verleihung durch Napoleon am 15. August 1809) sowie die bayerische Bewilligung, diese Grafenwürde anzunehmen (gemäß Armeebefehl vom 14. Juli 1810). Vier Jahre darauf erfolgte die bayerische Verleihung des Fürstentitels mit der Anrede „Durchlaucht“ und der fürstlichen Herrschaft Ellingen (am 9. Juni 1814). Anders als bei den meisten deutschen Fürstenhäusern wird der Fürstentitel bei den Wrede nicht nur als Erstgeburtstitel geführt, sondern (wie es auch im Russischen Adel üblich ist, vgl. z. B. Lieven, Osten-Sacken) von allen Familienangehörigen und ist gemäß deutschem Namensrecht daher heute Namensbestandteil. – Die Fürsten von Wrede hatten bis zum Ende der Monarchie in Bayern einen erblichen Sitz in der Kammer der Reichsräte. 1917 übte diese Position Karl Philipp Fürst von Wrede (1862–1928) aus.“[2]

Zusammenhänge mit Westernkotten

Hier kann es nicht darum gehen, alle Details aufzulisten. Ich konzentriere mich auf fünf, die mir am meisten ins Auge gefallen sind. Ich versuche, jeweils

  • die Textstelle wörtlich zu zitieren und mit einer Überschrift zu versehen. Das Wort „Westernkotten“ habe ich jeweils unterstrichen.
  • eine kurze Einordnung vorzunehmen.
  • Wer war Wilhelm Wrede? [S. 69-70]
  • Seite 69-71: „Im Zuge ihrer Erschließungsarbeiten der Werler Ratsprotokolle {1680 – 1690) entdeckte die frühere Mitarbeiterin des Werler Stadtarchivs, Annegret Karsten M.A. im Herbst 1989 Eintragungen aus der Zeit vom 05.04.-20.09.1687, die einen Wilhelm Wrede betrafen. Dieser erklärte am 05.04.1687 vor dem Werler Stadtrat ein (Werler) Bürgerkind und Sohn eines Mitgliedes des (Werler) Bäckeramtes zu sein und selbst das Bäckerhandwerk in Werl gelernt zu haben. Er habe 11 Jahre zu Westernkotten gewohnt, sich dort verheiratet und wolle sich jetzt als Witwer wieder in Werl niederlassen. Am 07.06.1687 übergibt Johann Wrede (I,4) für seinen Bruder Wilhelm in dem entstandenen Streit um den Eintritt Wilhelms in das Werler Bäckeramt eine Appellationsschrift! Durch die Zeitangabe der „11 Jahre“ ist die Identität des Wilhelm Wrede, der 1675 in Westernkotten heiratete, aus der Tafel 1 gesichert und zudem die Geschwisterschaft zu Johann Wrede (I,4]. Honselmann berichtet zu Henning Alhard Wrede, dass dieser nach einem Randvermerk des Taufeintrages von Westernkotten am 06.07. 1703 Uhr in den Franziskanerorden eintrat und er am 4.11.1745 in Münster als „Bruder Alardus Wrede aus Werl, 64 Jahre alt 48 Jahre im Orden“ verstarb. Weiter schreibt er: „Werl steht hier irrtümlich für Westernkotten.“ Dass beiden Ortsangaben richtig sind, konnte Honselmann nicht wissen, denn der Sohn war als Kind mit seinem Vater Wilhelm in dessen Heimatstadt Werl umgezogen.“ Auf Seite 70 folgt eine umfassende Ahnentafel.
  • Dieser Wilhelm Wrede war also ein Bruder des Heinrich Wrede. – Er hatte 11 Jahre in Westernkotten gelebt und dort auch geheiratet, nach der Ahnentafel am 30.11.1675. Später zog er wieder nach Werl. – In der Ahnentafel wird weiterhin Westernkotten in Verbindung mit der dort reich begüterten Familie von Bredenoll genannt.
  • Verbindung zu den Sälzern in Westernkotten
  • Seite 72: „… Am 15.08.1692 waren dies auch Laurentius Bredenoll (1665 bis 1732) aus Westernkotten neben Anna Katharina Sponnier der genannten Bruderschaft beigetreten. Wer aber waren die Ölrichs/ Ulrichs? – Christian Bredenoll, Sälzer zu Westernkotten und Bruder des Pfarrers zu Wiedelah, Johann Vollrad Brezel war mit Anna Ursula Dorothea Ulrich, auch Ölrichs aus Büren verheiratet…“
  • Die Verbindung zwischen Werl und den Sälzern in Westernkotten liegt auf der Hand, waren Werl und Westernkotten doch beide Orte der Salzproduktion.
  • Johann Rötger Schlinkmann und seine Familie… Netzwerk der Patenschaften
  • Seite 77-79: „…Schlinkmanns Lebenslauf verlief jedoch anders als 1698 in Wiedelah erklärt. Er heiratete 1703 in Westernkotten die Tochter des Werler Offizialatsgerichtsnotars Johann Schmalle Senior und der Anna Gertrud Storm…“ – „Hinsichtlich des schon angesprochenen Netzwerkes der Patenschaften ist ein Blick auf die Paten der acht zwischen 1706 und 1726 in Westernkotten geborenen Kinder des Johann Rötger Schlinkmann und seiner aus Werl stammenden Frau Anna Katharina Maria Gertrud Schmallen aufschlussreich. Dass die verwandte Familie von Bredenol zu Westernkotten mit sieben Paten vertreten ist, muss nicht verwundern…Die Kontakte zwischen Wiedelah und Westernkotten haben lange bestanden. Am 23.10. 1718 heiratete in Wiedelah der Dominus Johann Friedrich Klüsener „ex Westernkottena. Westfalum“ Maria Ludovica Hagemann, Tochter des verstorbenen Amtsvogtes unter Heinrich Wrede zu Wiedelah und dessen zweiter Frau Maria Margarete Felicitas Schlinkmann… – Die Paten der Kinderschar sind uns zum Teil bereits bekannt. Weiter vermitteln sie uns enge Kontakte zwischen dem Bistum Hildesheim und Westfalen… Kämmerer und Droste zu Brilon, Rüthen, und Geseke, Herr in Eringerfeld, Störmede und Borchheimb…“
  • Ich gebe Detering völlig Recht: Netzwerk der Patenschaften!
  • Der Vorname Rosa in Wiedelah, Westernkotten und Werl
  • Seite 86-90: „…Es hat den Anschein, dass der Name Rosa dann über Westernkotten mit Bedacht auch an die Werler Wreden weitergegeben wurde, zumal die entscheidenden Personen auch noch der Marien-Brüderschaft angehörten. – Nach dem frühen Tod Wredes heiratete sie 1730 den wohl aus Westernkotten stammenden Werler Prokurator Johann Kaspar Sievers.
  • Auch Vornamen schaffen Verbindungen
  • Verbindungen zur Salzindustrie – und zur Familie Brune
  • Seite 90: „…Die Tochter von Gabriel Hillebrandt, Josephine Marie Valentina Hillebrand (1775 bis 1836) heiratete zu Werl 1801 den verwitweten von Landsbergschen Faktor der Saline Westernkotten, den Werler Bürgersohn Friedrich Anton Brune (1771 bis 1853).“
  • Salzfaktor Brune wird auch im Heimatbuch von 1987 erwähnt. Er war zur Zeit des Preußischen Salzmonopols einer der Salzfaktoren, also Steuerbeamter der Preußen.

[1] Wikipedia, Zugriff: 03.12.2024

[2] Ebd.