2000: Probst, Texte für Sprachbehinderte

Wilhelm Probst: Texte aus seiner Arbeit mit sprachbehinderten Kindern

Aus dem Nachlaß von Wilhelm Probst, + 1957, Bad Westernkotten

[Erstveröffentlichung: Probst, Wilhelm, Texte aus seiner Arbeit mit sprachbehinderten Kindern, in: Vertell mui watt, Ausgabe 100 und 101 (2000)]

Vorbemerkungen: Wilhelm Probst, jahrezehntelang Hauptlehrer der Volksschule in Westernkotten, hat neben heimatgeschichtlichen Erzählungen und dem Orgelspiel seine künstlerische Gestaltungsfähigkeit auch in vielen selbstgemachten Kindergedichten und Versen zum Ausdruck gebracht, die er besonders in der Arbeit mit stotternden Kindern, die ihm sehr am Herzen lagen und mit denen er viel Einzelunterricht praktizierte, eingesetzt hat. Auf einen Textblatt findet sich ein kurzer pädagogischer Impuls: „Erst schnell und tief einatmen. Dann ruhig und langsam mit dem Sprechen beginnen. Jeden Satz so sprechen, als wenn er ein einziges Wort wäre…Was für klägliche Töne kämen aus dem Schifferklavier, wenn zu wenig oder gar keine Luft in seinem Blasebalg wäre…“

Nachfolgend eine kleine Auswahl aus seinen selbstgemachten Versen. Weitere Gedichte und Verse in seinem Nachlaß im Stadtarchiv Erwitte. W.Marcus

Der Bullemann

  • 1. Hans kommt aus der Schule heim,

will sein Schreiben machen,

steht vor ihm der Bullemann,

krümmet sich vor Lachen.

  • 2. Hans macht dann den Brotschrank auf,

will sein Essen suchen,

sitzt darin der Bullemann,

ißt den ganzen Kuchen.

  • 3. Hans geht in die Küche jetzt,

will sich Suppe kochen,

hockt auch da der Bullemann,

hat den Topf zerbrochen.

  • 4. Hans will in die Stube dann,

will den Pudding essen,

vor ihm steht der Bullemann,

hat ihn schon gegessen.

  • 5. Hans eilt in den Obsthof nun,

will sich Äpfel holen,

läuft g’rad weg der Bullemann,

hat sie all‘ gestohlen.

  • 6. Hans springt in den Garten schnell,

will’s der Mutter klagen,

hopst vor ihm der Bullemann,

tritt ihm vor den Magen.

  • 7. Hans rennt drauf in Vaters Kammer,

will den Vater wecken,

schlüpft mit rein der Bullemann,

tut ihn arg erschrecken.

  • 8. Hans sitzt nun der Schreck im Leib,

will ins Bett sich legen.

Liegt schon drin der Bullemann,

krähet ganz verwegen.

  • 9. Hans will jetzt zur Polizei,

s’will ihm auch nicht glücken.

Rennt ihm nach der Bullemann,

springt ihm auf den Rücken.

  • 10. Hans hat ihn beim Genick gepackt,

zieht ihm stramm die Hosen,

wirft den tollen Bullemann,

in die Heckenrosen.

  • 11. Hans schlüpft schnell ins Bett hinein,

schnarcht schon bald in süßer Ruh.

Doch der freche Bullemann

schaut (vergnügt) von draußen zu.

Mein Ball

Mein Ball, der ist ein Hampelmann,

er zeigt, daß er gut hampeln kann.

Er springt auf Tisch‘ und Bänke,

er turnt auf Stuhl und Schränke.

Er tanzt den lieben langen Tag,

weil er nicht stille sitzen mag.

Doch wenn ich meine Arbeit tu,

so sag ich: Bällchen, ruh!

Bald schaut der bunte Ball mich an

und fragt: Wie lange dauert’s dann?

Erst wenn mein Buch kommt in den Ranzen,

dann darf mein Ball auch wieder tanzen.

Wilde Jagd

Katzen sprangen kreuz und quer,

Hunde rannten hinterher,

um die Ecken,

durch die Hecken.

Welche Sätze,

welche Hetze!

Nirgends Deckung?

Keine Rettung?

Dort ein Birnbaum!

Da hinauf!

Wau, wau! Miau, miau!

Das Stiftungsfest vom Sportverein

(Wer findet den Reim am Ende einer jeden Strophe?)

Der Sportverein hat heut‘ fürwahr

sein Stiftungsfest wie jedes …

Zum Feste wird wohl keiner fehlen,

und müßte er die Zeit sich …

Die Damen zum Frisör erst rennen,

der muß ja noch die Haare …

Die Herren sich dann frisch rasieren,

und einige auch wohl …

Der Wirt von diesem Stiftungsfeste

begrüßet immer neue …

Die Wirtin hat sich viel zu kümmern

bald in den Saal, bald in den …

Der Kellner muß die Gäst‘ bedienen,

möchte‘ sich ein Trinkgeld gern …

Er bringet immer neue Gläser,

und er vergißt auch nicht die …

Die Köchin steht am heißen Herd,

sie schwitzt so wie ein Acker…

Die Magd schnell die Kartoffeln schält,

und sich den ganzen Tag ab…

Der Koch zieht seine Weste glatt,

er wird nicht vom Geruche …

„Los, Pikolo, die Tische decken,

du darfst auch dann die Töpf‘ aus…“

Gleich nach dem Essen geht’s zum Tanz,

am besten tanzt der schlanke …

Es hopst nur so der dicke Kleine,

er stolpert über seine …

Bis morgens früh um drei, vier Uhr,

geht so das Fest in einer …

Der Wirt sich fein ins Fäustchen lacht,

er hat ein gut‘ Geschäft …

Doch auch die Gäste war’n zufrieden,

als singend sie vom Wirte …