Von Wolfgang Marcus (Bad Westernkotten)
Vorbemerkungen
„Prüfet alles und behaltet das Gute“, so heißt es in der Bibel. Es ist die Jahreslosung für 2025 und stammt aus dem 1. Thessalonicher-Brief 5,21. Aus dem Vers „Prüfet alles und behaltet das Gute“ spricht eine große Gelassenheit. Paulus sagt: Wir sollten uns Zeit lassen. Wahrnehmen, was wir sehen, hören oder fühlen. Die Vielfalt erkennen. Der Satz fordert dazu auf, alles zu hinterfragen und nur das anzunehmen und zu behalten, was wirklich gut ist. Es ist eine Ermutigung zu einem bewussten und reflektierten Leben, bei dem man kritisch prüft, was man aufnimmt und sich zu eigen macht. Das gilt auch für die Kommunikation.
Die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Digitale Medien, Smartphones und soziale Netzwerke beschleunigen den Austausch von Informationen in nie dagewesener Form. Diese Entwicklung betrifft nicht nur Metropolen oder Ballungsräume, sondern auch kleinere Orte wie Bad Westernkotten. Ziel dieses Aufsatzes ist es, die Ursachen, Formen und Folgen dieses beschleunigten Wandels der Kommunikation zu beleuchten und mögliche Konsequenzen daraus anzudeuten.
Ursachen und Formen
1. Ursachen der beschleunigten Kommunikationsentwicklung
Die rasante Entwicklung digitaler Technologien bildet die Grundlage für den Wandel. Die Verbreitung des Internets seit den 1990er-Jahren ermöglichte zunächst E-Mail und Foren. Mit dem Aufkommen von Smartphones ab etwa 2007 wurde Kommunikation mobil, allgegenwärtig und noch schneller.
Technologische Fortschritte wie höhere Datenübertragungsraten (4G/5G), benutzerfreundliche Apps und automatisierte Übersetzungsdienste haben diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt. Auch ökonomische Faktoren spielen eine Rolle: Unternehmen fördern neue Kommunikationskanäle, um Kunden besser zu erreichen. Zudem verändern gesellschaftliche Trends – wie der Wunsch nach Flexibilität oder Individualisierung – die Erwartungen an Kommunikation.
2. Formen moderner Kommunikation
Kommunikation findet heute auf vielfältigen Kanälen statt:
- Instant Messaging (z. B. WhatsApp, Signal): ermöglicht synchrone und asynchrone Kommunikation in Echtzeit.
- Soziale Netzwerke (Facebook, Instagram, TikTok): bieten nicht nur Text, sondern auch Bilder und Videos als Ausdrucksformen.
- Videokonferenzen (Zoom, Teams): ersetzen in vielen Bereichen persönliche Treffen.
- Kollaborative Tools (Google Docs, Slack): ermöglichen gleichzeitiges Arbeiten an Dokumenten.
Diese Kanäle sind auch in Bad Westernkotten verfügbar und werden dort zunehmend selbstverständlich genutzt.
3. Lokale Perspektive: Bad Westernkotten als Beispiel
Bad Westernkotten steht exemplarisch für viele ländliche Orte, in denen Digitalisierung die Kommunikation ebenfalls prägt. Vereine und die Ortsgemeinschaft organisieren sich über WhatsApp-Gruppen, Unternehmen nutzen Websites oder Social Media für Kundenkontakt. Digitale Bürgerdienste reduzieren Wege ins Erwitter Rathaus. Auch ältere Generationen passen sich zunehmend an und kommunizieren über digitale Kanäle. – Gleichzeitig bleibt – hoffentlich – traditionelle Kommunikation (persönliche Gespräche im Ort, Vereinsleben, lokale Presse) erhalten und wird teilweise durch digitale Formen ergänzt oder sogar gestützt.
4. Chancen der beschleunigten Kommunikation
Die beschleunigte Kommunikation eröffnet zahlreiche Vorteile:
- Schnelligkeit und Effizienz: Informationen sind sofort verfügbar.
- Reichweite: Menschen können weltweit kommunizieren.
- Teilhabe: Auch Menschen in ländlichen Regionen können sich einfach vernetzen.
- Flexibilität: Kommunikation ist orts- und zeitunabhängig.
Diese Chancen können das soziale Leben bereichern, wirtschaftliche Entwicklung fördern und demokratische Beteiligung erleichtern.
5. Herausforderungen und Risiken
Neben den Chancen gibt es auch Herausforderungen:
- Informationsüberflutung: Zunahme von Nachrichten führt zu Stress und Unübersichtlichkeit.
- Verlust persönlicher Nähe: Digitale Kommunikation kann persönliche Begegnungen nicht (vollständig) ersetzen.
- Desinformation und Fake News: Schnelle Verbreitung falscher Inhalte erschwert die Meinungsbildung.
- Digitale Spaltung: Nicht alle Menschen haben gleichen Zugang oder gleiche Kompetenz.
Gerade kleinere Städte und Gemeinden müssen diese Herausforderungen aktiv angehen, etwa durch digitale Bildung und Stärkung lokaler Medienkompetenz.
Von der Steinzeit bis heute: Veränderungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation – auch in Bad Westernkotten
1. Steinzeit: Zeichen und Gesten
In der Steinzeit war Kommunikation vor allem nonverbal: Gesten, Mimik, einfache Laute und erste Formen von Symbolen (z. B. Steinkistengräber als Beerdigungsorte). Menschen drückten damit Jagdpläne, Warnungen oder Rituale aus. Es gab keine „Sprache“ im heutigen Sinn, aber schon klare Signale für Kooperation.
2. Antike: Schrift entsteht
Mit den frühen Hochkulturen kam die Schrift – Keilschrift, Hieroglyphen. Damit konnte Wissen über Generationen hinweg gespeichert werden. In Europa etablierten Griechen und Römer das Alphabet. Kommunikation wurde über große Distanzen möglich (Briefe, Inschriften), was Handel und Verwaltung erleichterte. Bekanntlich waren auch die Römer um die Zeitenwende im Raum Westernkotten.
3. Mittelalter: Kirche und Klerus als Kommunikationszentren
Im europäischen Mittelalter war Lesen und Schreiben zunächst eine Sache des Klerus. Predigten, Handschriften und der Kirchenbau waren wichtige Medien. In Orten wie Bad Westernkotten – das etwa im 13. Jh. erstmals erwähnt wird – war die Kirche Dreh- und Angelpunkt für Information: Neuigkeiten verbreiteten sich nach der Messe.
4. Frühe Neuzeit: Druck, Post und Aufklärung
Mit Gutenbergs Buchdruck (15. Jh.) wurde Wissen massenhaft verfügbar. Flugblätter und Bücher trieben Reformation und Aufklärung voran. Ab dem 17. Jh. kam ein organisierter Postverkehr auf. Auch in Westfalen wuchs die schriftliche Kommunikation. Kaufleute und Grundherren in der Region nutzten Briefe – so wurden auch Neuigkeiten nach Bad Westernkotten gebracht. Vergleiche dazu meine Aufsätze über die Geschichte der Post in Bad Westernkotten. [1]
5. 19. Jahrhundert: Zeitung, Telegraf, Bildung
Industrialisierung und Alphabetisierung führten zu einem Boom der Zeitungen, „Der Patriot“ entstand bekanntlich im Jahre 1848.[2] Der Telegraf machte es möglich, in Minuten Nachrichten zu versenden. Auch ländliche Orte wie Bad Westernkotten profitierten: Zeitungen kamen per Bahn (seit 1899 mit dem Bahnhof in Erwitte), und die Menschen informierten sich über Weltgeschehen und lokale Themen.
6. 20. Jahrhundert: Telefon, Radio, Fernsehen
Ab ca. 1900 hielten Telefon und Postkarten Einzug – direkte, persönliche Kommunikation wurde schneller.

Die wohl älteste Postkarte von Westernkotten; sie wurde 1903 verschickt.

Eine der ältesten Postkarten von Westernkotten, nach dem 2. Weltkrieg entstanden.
Ab den 1920ern verbreiteten sich Radio und später Fernsehen[3]. In Bad Westernkotten lauschten viele abends gemeinsam den Nachrichten oder Fußballübertragungen – ein neues Gemeinschaftserlebnis.
7. Gegenwart: Internet, Smartphone und soziale Medien
Heute laufen viele Gespräche über Messenger, E-Mail oder Videokonferenzen. Selbst in Bad Westernkotten ist Glasfaser – weithin(?) – verfügbar, und soziale Netzwerke verbinden Bewohner mit der ganzen Welt. Die lokale Kommunikation verändert sich: Ankündigungen kommen per WhatsApp-Gruppe statt per Aushang. Auch Vereine nutzen Websites und Facebook, um Mitglieder zu informieren.
Fazit
Die zwischenmenschliche Kommunikation hat sich von einfachen Lauten und Gesten zu global vernetzten digitalen Medien entwickelt. In Bad Westernkotten kann man diesen Wandel gut nachvollziehen – vom „Logo“ der Erbsälzer am Kirchenportal über die Gespräche in der Dorfkneipe bis zum Chat am Smartphone. Kommunikation bleibt dabei immer das, was Menschen verbindet – nur die Mittel haben sich stetig verändert – und die Risiken. Ich nenne abschließend nur einige Stichworte: Hybride Kriegsführung, gezielte Desinformation, Unterschiede zwischen digitaler und analoger Welt, Relativierung von Wahr und Falsch, Deepfakes (= aufwändig erstellte beziehungsweise verfälschte Bilder, Tonaufzeichnungen oder Videos), Mental Health, Cyberangriffe. Manchmal hat man schon den Eindruck, dass die Welt ein Ort der Selbstsüchtigkeit werden könnte?!
Die Kommunikation verändert sich also in rasender Geschwindigkeit – Diese Transformation bringt erhebliche Chancen, birgt aber auch Risiken, die reflektiert und gestaltet werden müssen. Letztlich erfordert sie einen bewussten Umgang mit alten und neuen Formen des Miteinanders, damit Kommunikation auch in Zukunft verbindet, statt zu entzweien. Jeder Mensch sollte doch mit seinem Leben die Welt ein wenig besser machen!
„Prüfet alles und behaltet das Gute!“ – Das wusste der heilige Paulus schon vor 2000 Jahren!
[1] Marcus, Wolfgang, Zur Geschichte der Post in Bad Westernkotten, in: Vertell mui watt, Ausgabe 122; Marcus, Wolfgang, Die Post ist da (Geschichte der Post und Telekommunikation), Jahrbuch 2013, S.86; ebenso in: Heimatblättern 2013, S. 49-52
[2] Vgl. etwa: Marcus, Wolfgang, Westernkotten vor 150 Jahren – Recherche im neuen Patriot-Archiv ist Bereicherung für Historiker, in: Jahrbuch 2019
[3] Vgl. Marcus, Wolfgang, Erster Fernseher vor 60 Jahren (Runde Jubiläen), Jahrbuch 2012, S.163