von Wolfgang Marcus
Vorbemerkungen
2014 erschien im Jahrbuch ein Aufsatz von Gerd Vogt[1] über seine Arbeit als „Filmemacher“ von Bad Westernkotten, um den ich ihn gebeten hatte. Jetzt fand ich in meinen Unterlagen einen Presseentwurf von ihm, der auf die Aufarbeitung des ersten Films über Westernkotten eingeht. Dabei auch einige Fotos, die er mir ebenfalls zur Verfügung gestellt hatte. Nachfolgend der Presseentwurf – nur leicht gekürzt – sowie einige der Fotos.
Zurück in die Vergangenheit – Bad Westernkotten 1956
50 Jahre ist es her, dass im Auftrag des Männergesangvereins von 1934 Bad Westernkotten der erste zusammenhängende Heimatfilm über das Heilbad gedreht wurde. „Mit der Kamera kreuz und quer durch unseren Ort“, so lautete der Titel des Filmes. Im Jahre 2004 wechselte die letzte noch existierende Kassette dieses nostalgischen Schwarz-Weiß-Streifens zum Verbleib vom MGV an den Heimatverein von Bad Westernkotten. Wiederholte Anfragen von Westernkötter Bürgern — sie selbst, Eltern, Geschwister Verwandte und Freunde waren Mitwirkende in diesem Film — wann der alte Film mal wieder gezeigt wird, führten zu einer internen Sichtung des Materials. „Es war einmal…” musste festgestellt werden. Der Zahn der Zeit war nicht spurlos am Zelluloid vorbeigegangen. Das Urteil war schnell gefällt: So können wir den Film nicht mehr zeigen. – Grobe Unschärfe, permanentes Filmflimmern, häufige Flitzer, sogenannte Dropp Outs, das wollte man Niemanden zumuten.
Wie konnte noch nutzbares, wenn auch zum Teil unscharfes Material, vor einer weiteren Zersetzung gerettet werden? – „Wir hatten schon mehrfach eine fruchtbare Zusammenarbeit mit unserem Westernkötter Filmemacher Gerhard Vogt“, so Wolfgang Marcus, Vorsitzender des Heimatvereins. Fragen wir ihn, welche Möglichkeiten es zur Restaurierung gibt.
G. Vogt stellt nach intensiver Untersuchung fest, dass etwa 10% des alten Filmes unwiederbringlich verloren sind. Fazit: Ein großer Teil des ,,Schätzchens“ lässt sich durch Schneiden, Aufschärfen, Zeitlupeneinstellung bei sehr kurzen Szenen und auch Standbildern noch als Zeitdokument erhalten.
Durch realistische Nachvertonung des ursprünglichen Stummfilms — die vorliegende Version wurde schon einmal mit Musik und Kommentaren unterlegt — kann dem Film neues Leben gegeben werden. Das heißt, wo Wasser fließt, wird man das Fließen hören. Kühe blöken beim Melken. Hühner gackern und auch der Hahnenschrei wird nicht fehlen. Und dass die Dreharbeiten 1956 von heftigen Regenschauern begleitet wurden, wird man nun erstmals akustisch wahrnehmen. Josef Regenbrecht wird wieder — wie schon in der Vergangenheit — seine Kommentare sprechen und damit die Authentizität des Filminhalts unterstreichen.

Nachvertonung des neuen, alten Films „Kreuz und quer durch unseren Ort Bad Westernkotten anno 1956“ – Josef Regenbrecht – vorn links – bei der Tonaufnahme mit Gerhard Vogt.
Inzwischen stehen die verbessernden Maßnahmen vor dem Abschluss. Die Filmlinge ist mit 80 Minuten unwesentlich kürzer, als das Ausgangsprodukt. „Erfreulich ist, sagt Wolfgang Marcus, „dass faktisch keine inhaltlichen Veränderungen vorgenommen wurden. G. Vogt hat mit viel Fingerspitzengefühl und den heutigen technischen Möglichkeiten zum Erhalt dieses Dokumentes beigetragen. Es zeigt uns — wenn auch nicht in der Qualität seiner Filme — doch Wesentliches aus dem Leben in unserer Gemeinde Mitte des letzten Jahrhunderts.“ „Vielleicht reicht es ja noch einmal für 50 Jahre“, ergänzt der Film-Restaurator. Das VHS- Material heute und noch mehr die DVD als Datenträger garantieren eine längere Haltbarkeit, vorausgesetzt, sie werden sorgfältig behandelt. Interessenten für dieses Zeitdokument melden sich bitte bei…

Gerhard Vogt im Gespräch mit dem damaligen Ortvorsteher
[1] Vogt, Gerhard, Heimatfilmer Gerhard Vogt, in: Jahrbuch 2014, S. 152-154