2002: Pfarrkirche von 1976

Die neue Pfarrkirche aus dem Jahre 1976

Von Wolfgang Marcus

[aus: Festschrift 100 Jahre kath. Kirchengemeinde Bad Westernkotten, Bad Westernkotten 2002]

Anhand der Eintragungen in der Kirchenchronik, von Pfarrer Gersmann vorgenommen, und einiger Presseberichte soll im Folgenden kurz und knapp die Baugeschichte der neuen Pfarrkirche und der kirchlichen Bauten im Umfeld des Gotteshauses vorgestellt werden.

Erste Bauarbeiten

Am Dienstag, dem 18. Juni 1974, begannen die Bauarbeiten an der neuen Kirche. Ein Kirchbauverein war gegründet worden, der Eigenmittel für die Baumaßnahmen beschaffen sollte. Um die Pläne für die Kirche hatte es vorher noch heftigen Streit gegeben, auch unter den Geistlichen. Viele in der Gemeinde favorisierten weniger eine Kirche in Basilika-Form, sondern einen moderneren halbrunden Bau, einige waren für die Renovierung der alten Kirche.

Der von der Firma Steinkämper aus Büren ausgeführte Kirchneubau ging auch aufgrund des milden Winters 74/75 zügig voran. Im April 1975 konnten bereits die Stahldachkonstruktionen aufgestellt und gerichtet werden.

Grundsteinlegung

Am 23. Mai 1975 fand in Anwesenheit von Dechant Bunsmann die Grundsteinlegung statt. Abends war die Schützenhalle bei der Feier mit den Bauleuten bis auf den letzten Platz gefüllt.

Der Patriot berichtete wie folgt darüber[1]:“ Eine Gemeinde aus lebendigem Stein. Grundsteinlegung und Richtfest der neuen Kirche von Bad Westernkotten. Bad Westernkotten. Auf Wunsch des Pfarrgemeinderates unter Vorsitz von Paul Gerling wie auch des Kirchenvorstandes erlebte die Pfarrgemeinde die Grundsteinlegung und das Richtfest ihres neuen Gotteshauses St. Johannes. Die alte Kirche wurde als Kapelle im 17. Jahrhundert erbaut und laufend erweitert. Bei 2300 Seelen im Heilbad und dem jährlichen Besucherstrom der Kurgäste ist sie heute den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Der Glockenturm soll als Wahrzeichen erhalten bleiben und der neuen Kirche weiter als Glockenträger dienen, das ging aus der eingelassenen Urkunde in das Mauerwerk bei der Grundsteinlegung, durch Dechant Bunsmann vorgenommen, hervor. Mit der Urkunde wurden 4 Geldstücke der geltenden Währung in die Vermauerung gegeben. Im Namen des Erzbischofs und des Bistums wie auch des Dekanates sprach Dechant Bunsmann der Pfarrgemeinde des Badeortes die Glückwünsche zum neuen Gotteshaus aus. Der Stein und das Haus erhalte den Wert durch die Gemeinde, die aus lebendigen Steinen erbaut sei. Mit dem Pfarrer der Gemeinde, Norbert Gersmann, erflehte der Dechant Gottes Segen zu diesem Neubau und nahm dann die Segnung des Fundamentes und Altarplatzes vor. Die Arbeiten des neuen Gotteshauses begannen am 14. Juni 1974 und gingen zügig voran. Das Gotteshaus wurde in Sichtbeton erstellt und zeigt außen Anröchter Naturstein. Mit dem Hammerschlag und Segensspruch vollzogen die zahlreich anwesenden Ehrengäste das Zeremoniell, nachdem die Urkunde eingelassen war. Anschließend nahm die Gemeinde am Richtschmaus in der Volkshalle teil.“

Arbeiten am neuen Pfarrzentrum

Im Juni 1975 wurde das alte Pfarrhaus aus dem Jahre 1934, in dem Pfarrer Becker bis zu seinem Tod gewohnt hatte, in Eigenleistung abgerissen, um Platz für das neue Pfarrzentrum zu schaffen. Die Ausschachtungsarbeiten für diesen Neubau beginnen am 8. August. Der Rohbau war bis Jahresende fertig gestellt.

Bereits am 30. Januar 1976 konnte die Gemeinde das Richtfest und die Grundsteinlegung des neuen Pfarrzentrums feiern. Wegen der kalten Witterung fand die Veranstaltung in der noch unfertigen Kirche statt, wo Plastikplanen die Fensterlöcher abdichteten und die Heizung bereits lief. Bei Schnaps, Bier, Würstchen und belegten Brötchen feierte die Gemeinde mit den Bauleuten ein für viele unvergessliches Baustellenfest.[2]

Einweihung der neuen Kirche

Der Fußboden in der Kirche wurde im Mai 1976 verlegt. Die alte Kirche wurde inzwischen immer mehr ausgeräumt. Im Juli wurde der Turm der alten Kirche, der stehen bleiben sollte, eingerüstet und die Orgel abgebaut. Das letzte feierliche Hochamt in der alten Kirche feierte Pfarrer Gersmann am 15. August, dem Fest Maria Himmelfahrt. „Voller Wehmut nahmen die Gläubigen in der überfüllten Kirche Abschied von dieser. Man freute sich zwar auf die neue, schönere und geräumigere Kirche, doch dachte man daran, dass man selbst hier getauft, zur 1.hl. Kommunion usw. gegangen war. So verschwand vom 23.-27. August die alte Kirche für immer. Nur der Turm blieb stehen.“ Die Reliquien der heiligen Eoban und Adelard wurden in Paderborn neu versiegelt und fanden im Sepulcrum im Altar der neuen Kirche wieder ihren Platz.

Vom 16. August bis zum 9. Oktober fanden die Werktagsgottesdienste im evangelischen Paul-Gerhardt-Haus, die sonntäglichen Gottesdienste in der Schützenhalle statt. Die evangelische Gemeinde Erwitte hatte das Gebäude erst im August erworben.

Am Samstag, dem 9. Oktober 1976, wurde die neue Kirche von Erzbischof Dr. Degenhardt konsekriert. „Die ganze Gemeinde war dankbar und voller Freude. Der Männergesangverein wirkte bei der Gestaltung mit. Besondere Bewunderung fand neben den aufgearbeiteten Altären, dem Tabernakel und den Glasmalereien die gute Akustik im Kirchenraum.“ Der Patriot titelte „Vollendetes Werk der neuen Kirche erhält sich in lebendiger Gemeinde.“[3]

Einweihung des Pfarrzentrums

Anfang 1977 fehlten noch immer neue Kirchenbänke, so dass zu den aufgestellten alten Bänken noch Stühle aus der Schützenhalle geholt werden mußten. In der Fastenzeit kamen nach und nach die neuen Bänke, die von der Schreinerei Schütte geliefert wurden und aus afrikanischem Kampala-Holz sind.

Am 27. Juni 1977 spendete Weihbischof Dr. Paul Josef Cordes 42 Firmbewerbern das Sakrament der Firmung. Am Ende der Firmfeier weihte der Bischof dann das neue Pfarrzentrum ein, obwohl es bereits vorher teilweise von den Gruppen genutzt worden war. Der Pfarrgemeinderat hatte sich für den Namen „Johannes-Haus“ entschieden.

Einweihung des neugestalteten Kindergartens und der Turmkapelle

Anfang 1980 begann parallel zu Umbauarbeiten im Kindergarten der Bau des neuen Pfarrhauses. Die Baumaßnahmen am Kindergarten gingen trotz einiger Probleme zügig voran, und so konnte am 26. April 1980 in einer Feierstunde der Um- und Erweiterungsbau eingeweiht werden. Am Nachmittag war der Tag der offenen Tür sehr gut besucht. Die Baukosten betrugen 450 000 DM.

Die Turmkapelle konnte zum Lobetag 1980 als Gebetskapelle eingeweiht werden.

Das neue Pfarrhaus und der äußere Kirchplatz

Im August 1980 war das Pfarrhaus im Rohbau fertig gestellt. Auch in den Wintermonaten 1980/81 kam man zügig voran, so dass Pfarrer Gersmann am 25. März mit seiner langjährigen Haushälterin, Frau Käthe Ebers, einziehen konnte. Damit war die komplette Umgestaltung des Kirchengeländes in der Ortsmitte abgeschlossen. Die Neugestaltung des äußeren Kirchplatzes erfolgte ab Oktober 1988 durch die Stadt. Die Asphaltfläche wurde durch Betonpflaster ersetzt, kleine Grünanlage und Bänke sowie Natursteinpflaster vor dem Kirchturm, dem Ehrenmal und dem Paul-Gerhardt-Haus sorgen nun für mehr Aufenthaltsqualität. Mauern mit Toreinfahrten, mit Anröchter Bossen verkleidet, sollen den Platz fassen. Das Parken auf dem Platz wird weitgehend unterbunden.


[1] Patriot vom 28.5.1975

[2] vgl. Patriot vom 2.2.1976

[3] Patriot vom 11.10.1976