2001: Schäfer in Westernkotten 1864

[Erstabdruck: Marcus, Wolfgang, 1864: Neun Schäfer in Westernkotten, in. Vertell mui watt, Ausgabe 131 (2001)]

1864: Neun Schäfer in Westernkotten

von Wolfgang Marcus

Heute gibt es in Bad Westernkotten nur noch einen Schafhaltungsbetrieb, den von Franz Mintert im Hockelheimer Weg 20. Dies war in früherer Zeit anders. So nennt eine Urliste aller Einwohner Westernkottens aus dem Jahre 1864 [vgl. dazu meinen Aufsatz in den Heimatblättern 1993] insgesamt 9 Hausstättenbesitzer, deren Beruf Schäfer war. Diese sollen im folgenden kurz vorgestellt werden:

  • 1. Adolf Schröer. Dieses Anwesen hatte die alte Hausnummer 28 und lag an der Aspenstraße (heute Haus-Nummer 20: Probst]. Adolf Schröer war 1864 mit Gertrud Werminghaus verheiratet. Sie hatten damals 4 Kinder: Joseph, Therese, Lisette und Adolph. Aus diesem Haus stammen die späteren Schafhalterfamilien Schröer-Camoier (heute Schröer-Fidora) und Schröer-Mariannen (Bredenollgasse 4).
  • 2. Franz Feldewert. Das Anwesen mit der damaligen Hausnummer 109 lag in der Bruchstraße 11 (heute Maria Peters). Sicherlich gibt es hier familiäre Beziehungen zu dem späteren Schafhalterbetrieb Feldewert auf dem Schäferkamp, Hockelheimer Weg 13 (Luineweber).
  • 3. Franz Schwarzenberg. Dieser Schäfer wohnte wahrscheinlich im Hockelheimer Weg 4-6 (Stange; heute Friedel Erdmann).
  • 4. Kaspar Mintert, Hausnummer 250. Dies ist der Großvater des heutigen Franz Mintert. Das Anwesen muss – das geht aus der Hausnummer hervor – zwischen 1829 und 1864 errichtet worden sein.
  • 5. Wilhelm Mintert. Dies Anwesen mit der Hausnummer 229 lag auch auf dem Schäferkamp, wahrscheinlich bei der jetzigen Hausnummer Hockelheimer Weg 18 (Köneke). 1829 wohnte hier nämlich bereits ein Bernard Mintert.
  • 6. Kaspar Hollenbeck. Das Anwesen mit der damaligen Hausnummer 8 ist das heutige Querdeelenhaus Hollenbeck-Coers, Hockelheimer Weg 7. Der Name von Kaspar Hollenbeck und seiner Frau Elisabeth Henkemeier findet sich auch auf dem Deelenbalken des heute noch stehenden Hauses, das 1869 errichtet wurde. 1864 hatte das Ehepaar drei Kinder: Franz, Gertrud und Henriette.
  • 7. Joseph Göbel. Die damalige Hausnummer war 225. Das Anwesen muss also nach der ersten Vergabe von Hausnummern (ca. 1780) errichtet worden sein. Heute ist es der Hof von Alfred Westerfeld und seiner Frau Annemarie geborene Göbel, Hockelheimer Weg 15.
  • 8. Anton Schnieders. Sein Anwesen – er war Witwer – hatte damals die Hausnummer 5 und befand sich im heutigen Hockelheimer Weg 11. Sein Schwiegersohn, Hermann Kaiser, verheiratet mit Maria Schnieders, wohnte ebenfalls mit im Haushalt.
  • 9. Joseph Vonname. Dieser Schäfer hatte eine Tochter namens Maria, die mit dem Weber Anton Gockel verheiratet war. Er bewohnte das spätere Haus Gockel, Schützenstraße 5 (Hausstättenname: Schweins), gegenüber dem alten Feuerwehrgerätehaus.

Nicht sicher ist, ob alle Genannten eigene Schafherden hatten oder Angestellte waren. So hatten etwa der Weringhoff und der Baron von Papen nachweislich größere Schafherden und besaßen auch Huderechte an den Gemeindeflächen [vgl. dazu den Beitrag von Wilhelm Probst „Der Schäferkamp“, in: Vertell mui watt, Nr. 74, Februar 1999]. Auffallend ist, dass Schäferfamilien oft untereinander geheiratet haben. Insgesamt ist aber zu sagen, dass die Geschichte der Schafhaltung in Westernkotten – immerhin gibt es ja den „Schäferkamp“, der schon auf die große Bedeutung der Schafhaltung hinweist – noch nicht systematisch aufgearbeitet wurde. Neue Erkenntnisse sind zu erwarten von einer Arbeit, die derzeit von Marcus Ferdinand und Jan Marcus im Rahmen des Schülerwettbewerbs Deutsche Geschichte angefertigt wird.